Hörbücher
Ein mürrischer Postbote spielt den lieben Gott - mit Witz und Charme erzählt und damit perfekt für Fans von Fredrik Backman, Rachel Joyce und Co.
Walter ist der unbeliebteste Postbote im nordrhein-westfälischen Ründeroth. Ihm ist das gleich: Er lebt sein zurückgezogenes Leben und geht seinen Routinen nach. Doch als eine Fehde mit einem Nachbarn eskaliert, wird Walter in die Zentrale für Unzustellbares versetzt. Walter ist alles andere als begeistert von seinen neuen Job. Mit seinen 60 Lebensjahren ist Walter ziemlich desillusioniert. Jetzt soll er sich auch noch mit Briefen an den Weihnachtsmann - mit absurden Wunschlisten von konsumgeplagten Kindern - herumschlagen. Eine mittlere Katastrophe für den bekennenden Grisgram. Für die letzten Jahre vor der Rente hatte er sich etwas Anderes vorgestellt. Doch dann stolpert er über einen Brief von Ben, der weder Handy noch Playstation, sondern nur wissen, wie man einen Klempner ruft, und wird versehentlich zu Gott.
In seinen Briefen fragt der zehnjährige Ben, ob Gott ihm nicht beim Ausfüllen eines Lottoscheins behilflich sein könnte. Einen Papa, der aushelfen könnte, habe er nicht, und seine Mutter hat mit Depressionen zu kämpfen. Walter antwortet vage und bekommt einen zweiten Brief, in dem Ben den lieben Gott ganz schön zusammenfaltet: Warum hilft er ihm nicht? Walter beginnt einen Briefwechsel mit Ben und erfährt immer mehr über das Leben des Jungen. Mehr als alles andere wünscht Ben sich einen Freund. Unterdessen naht Weihnachten, und Walter ist mit seinem eigenen Familiendrama beschäftigt: Die Beziehungen zu seinen Kindern sind kompliziert, geschieden ist er lange schon, und da ist diese schwere Schuld aus seiner Vergangenheit, die ihm einfach keine Ruhe lässt. Vielleicht kann Walter ja Ben helfen - und Ben Walter ...
Hörgenuss, der einen ganz schwindelig macht - ab der ersten Spielminute von Andreas Izquierdos Geschichten kann man nicht anders als eine Träne zu verdrücken und dabei zu seufzen. Emotionen pur stecken in "Kein guter Mann". Hier besteht beim Lauschen akute Taschentuch-Gefahr; vor allem weil Uve Teschner die gut sieben Stunden Laufzeit mit viel Wärme in der Stimme sowie einem kleinen Schalk im Nacken spricht. Seine Lesung bringt einen zum Weinen, zum Schmunzeln, kurzum: zum Ausflippen vor lauter Hörbegeisterung. Er am Mikrofon ist ohne jeden Zweifel die beste, eine goldrichtige Wahl von Der Audio Verlag. Ihm würde man auch gerne tagelang zuhören. Jede, noch mehr aber die vorliegende, seiner Interpretationen auf dem deutschen Hörbuchmarkt: einfach nur zum Verlieben! Danke für solch ein Geschenk, solch ein Glück!
Mit "Kein guter Mann" beweist Andreas Izquierdo: Er hat das Zeug zum Fredrik Backman der deutschen Literatur. Sein Roman hat eine ähnlich beglückende Wirkung wie "Ein Mann namens Ove" des skandinavischen Bestsellerautors. Etwas damit Vergleichbares hatte man garantiert noch niemals in seinem CD-Player. Das versteht man unter amüsanter Unterhaltung mit Tiefgang. Für noch größeres, schöneres Gefühlskino sorgt Sprecher Uve Teschner. Ihm zu lauschen, heilt so manche psychische Wunder. Denn seine Lesung ist Balsam für Herz und Seele, wie ein Antidepressivum.
Susann Fleischer
23.10.2023