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Mord im Burgtheater

Am Wiener Burgtheater wird eine sehr blutrünstige Inszenierung eines Shakespeare-Dramas zum Besten gegeben, jedoch völlig unfreiwillig. Der blutgetränkte Mann, der auf dem Thron ins Rampenlicht gefahren wird, ist der allseits beliebte Garderobier, der kurz zuvor getötet worden war und nun äußerst makaber auf der Bühne ausgestellt wird. Bei der Frage nach dem Mordmotiv tappen Fina Plank und ihre Kollegen völlig im Dunklen, da das Mordopfer praktisch keine Feinde hatte, zumindest keine, denen eine solche Tat zuzutrauen wäre. Die Ermittlungen im Umfeld des Toten, die Befragungen des Ensembles und der Festspielleitung verlaufen sehr zäh, bringen jedoch etliche Animositäten zwischen einzelnen Künstlern ans Tageslicht. Doch bevor viele der Schauspieler weiter zu den anstehenden Festspielen nach Salzburg ziehen, geschieht ein weiterer Mord, bei dem ein bekannter Schauspieler nachts im Park ermordet wird.

"Böses Licht" lautet der Titel des zweiten Thrillers aus der jüngsten Reihe Ursula Poznanskis. Mit "Stille blutet" war der Auftakt für die Mordgruppe rund um Fina Plank im vergangenen Herbst erschienen. Bei den Ermittlungen in der Wiener Kreativwelt hatte es die Autorin einem noch nicht unbedingt leicht gemacht, mit der neuen Protagonistin zu sympathisieren. Eher war es Mitleid, das man mit der korpulenten Novizin empfand, wenn sie wieder einmal von ihrem fiesen Kollegen Oliver drangsaliert und gedemütigt wurde. Im zweiten Band bekommt Fina nun allerdings viel deutlichere Konturen, wenn mit dem Auftauchen ihrer nervigen Schwester der familiäre Hintergrund ausgeleuchtet wird. Darüber hinaus entwickelt Fina Rückgrat, das sie dringend benötigt, will sie in ihrem Team nicht untergehen. Glücklicherweise hat ihr jemand einen Tipp gegeben, wie sie Oliver Einhalt gebieten kann.

Parallel zu der bei Knaur erschienenen Buchausgabe hat der Argon Verlag zeitgleich ein Hörbuch auf den Markt gebracht, auf dem mit Julia Nachtmann wie schon im Hörbuch zu "Stille blutet" am Mikrofon sitzt. Die haptische Variante auf zwei mp3-CDs kommt als autorisierte Lesefassung daher, wobei sich die Kürzungen gegenüber der als Download erhältlichen vollständigen Lesungen mit knapp zwei Stunden im Rahmen halten. Als professionelle Sprecherin leistet Nachtmann einen hervorragenden Job, trägt sie mit ihrer Stimme die Spannung konstant auf hohem Niveau. Mit ihren Auftritten als Vorleserin der Hörbücher von Nele Neuhaus hat sie schließlich bereits reichlich Erfahrung vorzuweisen in recht ähnlich gestrickten Kriminalromanen.

Poznanski stellt in ihrer neuesten Reihe intensiven Bezug zu einer ihrer Erfolgsgeschichten der jüngsten Vergangenheit her. In den Jahren von 2012 bis 2017 hatte sich die zuvor insbesondere als Jugendbuchautorin bekannte Österreicherin mit ihren vier Salzburg-Thrillern dann auch einen Namen im Thriller-Segment für Erwachsene gemacht. Beatrice Kaspary und Florin Wenninger, die beiden Salzburger Ermittler, werden in "Böses Licht" von Fina Plank und ihren Kollegen um Unterstützung gebeten, da sich mit der Übersiedlung des Schauspielertrosses nach Salzburg auch die Mordserie westwärts verlagert hat. So erfahren geneigte Leser und Hörer automatisch, wie es den beiden Protagonisten aus der Mozart-Stadt nach dem Ende ihrer Reihe ergangen ist.

"Böses Licht" hat der neuen Reihe von Ursula Poznanski Leben eingehaucht. Ihre Charaktere nehmen immer weiter Formen an, die Entwicklungen des familiären Konflikts bei Fina sowie ihr Verhältnis zu dem zumindest temporär stillgelegten Fiesling Oliver dürften bereits jetzt für Vorfreude auf kommende Fälle sorgen. Die schon im ersten Fall immer wieder eingeschobene Stimme aus dem Off hat auch in "Böses Licht" wieder einige Auftritte. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht abzusehen, ob die dahinterstehende Person etwas mit den konkreten Fall-Handlungen zu tun hat oder ob Ursula Poznanski hier etwas von langer Hand geplant hat, dessen Kontext erst im weiteren Verlauf der Reihe ersichtlich wird. Die Autorin hat auf jeden Fall geschickt den Boden bereitet für weiteren Mord und Totschlag in Wien.

Christoph Mahnel
30.05.2023

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