Romane
Ein Konstrukt namens Ehe
Die Ehe von Max, Soziologe an der Universität von Helsinki und zugleich erfolgreicher Buchautor, und Katriina Paul steckt seit längerem in ziemlichen Schwierigkeiten. Nach über dreißig Jahren ist die Leidenschaft zwischen den beiden erloschen und im Bett ist tote Hose angesagt. Es droht die Scheidung. Von diesen Problemen bekommen Max´ erwachsenen Töchter allerdings nichts mit. Die beiden hadern mit ihrem jeweiligen Lebensmodell. Insbesondere Eva hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Sie ist nach London gezogen, um dort Kunst zu studieren. Doch dann beginnt Eva eine Affäre mit ihrem Dozenten und wird schwanger von ihm. Eine Abtreibung kommt nicht infrage. Also flieht Eva in den kalten Winter Finnlands.
Kaum dort angekommen muss Eva erkennen, dass ihre Sorgen nichts sind im Vergleich zu denen von ihren Eltern. Am 60. Geburtstag ihres Vaters wird das Familienidyll endgültig zerstört. Max beginnt eine heimliche Liebschaft mit der Journalistin Laura. Er hat sie kennengelernt, als sie über ihn ein Porträt schreiben wollte. Bei einem Ausflug kamen sich die beiden näher. Nun, einige Wochen später, ist Laura der Grund für das Eheaus der Pauls. Selbst Helen, Max´ ältere Tochter, kann nicht glauben, dass ihre Eltern an Trennung auch nur denken. Obwohl es in ihrer Beziehung auch nicht sonderlich rosig aussieht. Als Lehrerin und zweifache Mutter hat Helen mehr als genug zu tun. Da bleibt die Ehe irgendwo auf der Strecke ...
Ein Hochgenuss für das Herz und die Seele - "Winterkrieg" ist ein Meisterwerk der Emotionen. Philip Teir gelingt hier mitreißende Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite. Und noch mehr: Die Romane des Finnlandschweden stecken so voller großer Gefühle, dass man während der Lektüre immer wieder mit den Tränen kämpfen muss. Solch ein Leseerlebnis darf man sich einfach nicht entgehen lassen. Es gehört nämlich zu den schönsten und besten der Welt. Man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, denn die Story ist absolut fesselnd und das Zeugnis brillanter Erzählkunst. Dieses Ehedrama erinnert an die großen (Liebes-)Geschichten eines John Updike, Jonathan Franzen oder einer Alice Munro.
Die Skandinavier können schreiben - und das auch noch verdammt gut, wie Philip Teir mit seinem Roman "Winterkrieg" eindrucksvoll beweist. Kaum mit der Lektüre angefangen, hat man sich auch schon in einen Rausch gelesen. Von diesem Lesevergnügen wird einem ganz schwindelig. Beinahe fühlt man sich wie auf Droge. Nur das diese legal ist.
Susann Fleischer
05.01.2015