Romane
Unterhaltung , die alles ist , aber ganz sicher nicht 08/15
Einen Mann wie Ignatius J. Reilly gibt es wahrlich nur einmal auf der großen, weiten Welt. In New Orleans der 1960er Jahre macht der 30-Jährige seinen Mitmenschen das Leben schwer und treibt insbesondere seine Mutter des Öfteren an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Eigentlich ist Ignatius ziemlich schlau - immerhin hat er studiert und ist sogar Doktor der Philosophie -, aber leider auch ziemlich schrullig. Es vergeht kaum ein Tag ohne einen seiner berüchtigten Zornesausbrüche, die ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Was ihn aber so richtig wütend macht, ist Ungerechtigkeit und wenn vermeintlich Stärkere ihre Macht an Schwächeren zu demonstrieren versuchen. Nicht selten findet sich Ignatius selbst in der Rolle des Opfers wieder - nicht zuletzt wegen seiner Mutter, die eigentlich nur das Beste für ihren Sohn möchte.
Sie ist auch diejenige, die Ignatius eines Tages dazu drängt, sich endlich einen Job zu suchen und seine ständigen Eskapaden ein für alle Mal zu unterlassen. Nach einem Autounfall der Mutter bleibt dem lebensuntüchtigen Akademiker allerdings nichts anderes übrig, als seinen Po von der Couch zu heben und sich kopfüber in die Arbeitswelt zu stürzen - mit verheerenden Folgen für alle. Seine Stelle in der heruntergekommenen Fabrik "Hosen-Levy" ist Ignatius ziemlich schnell wieder los. Schließlich ist es unzumutbar, jemanden zu beschäftigen, der unter den mehrheitlich schwarzen Fabrikarbeitern eine Revolte anstachelt, oder?! Es kommt, wie es zwangsläufig kommen muss: Ignatius landet auf der Straße - nämlich als Hotdogverkäufer, dessen bester Kunde schon bald er selbst ist. Plötzlich begegnet Ignatius Menschen, die genauso denken wie er ...
(Lese-)Spaß, der an Wahnsinn, aber auch amüsanter Unterhaltung kaum zu überbieten ist - John Kennedy Toole vermag, seine Leser mit spritzigem (Wort-)Witz und Emotionen, die einen ganz trunken machen, umzuhauen. Sein Roman "Die Verschwörung der Idioten" ist ein großartiger Genuss, der Herz und Zwerchfell bewegt und wunderbare Kurzweile bedeutet. Bei der Lektüre muss man achtgeben, dass man nicht vom Sofa herunterfällt, denn mit Ignatius J. Reilly startet der US-amerikanische Autor einen Frontalangriff auf die Bauchmuskeln und schüttelt nicht nur diese gehörig durch. Es gibt keinen Zweifel: Diese Geschichte ist ein Juwel der Literatur und sollte in jedem Bücherregal zu finden sein. Genialität findet hier nämlich keine Grenzen.
"Die Verschwörung der Idioten" ist definitiv ein abgedrehtes Vergnügen, das unglaublich komisch ist und von viel Gefühl zeugt. John Kennedy Toole scheint den Humor erfunden zu haben und schießt mit diesem Roman wahrlich den Vogel ab. Diese Geschichte verführt den Leser zu einem wahnwitzigen Spaß, der einfach unschlagbar ist und am liebsten ewig andauern könnte.
Susann Fleischer
27.05.2013