Romane
Auf den Spuren der Vergangenheit und einer großen Liebe
Monsieur Chos guter Ruf als Teemeister geht weit über die Grenzen von Paris hinaus. Die Leute kommen von überall her, um seine Getränke zu probieren und an seinen Teezeremonien teilzunehmen. Das ist aber nicht der Grund, weshalb Lin Berwanger ihn aufsucht. Die junge Frau ist zu ihm gekommen, weil sie neugierig ist, wer in Wahrheit ihr Vater ist. Wie sie zufällig erfahren hat, hatte ihre Mutter Émilie vor langer Zeit eine leidenschaftliche Affäre mit dem Asiaten. Die Frucht ihrer großen Liebe ist Lin, die seit mehr als dreißig Jahren von ihrer Großmutter in Watte gepackt wird. Dass diese ihr niemals erzählt hat, wer Lins Vater ist, hinterlässt bei Lin eine tiefe Wunde, die nicht zu verheilen scheint. Und auch Cho empfindet plötzlich nur noch Hass für Lins Großmutter.
Cho möchte unbedingt wissen, wie es Émilie geht, und hofft auf ein Happy End. Dieses ist allerdings nicht in Sicht, denn bevor er Kontakt zu seiner einstigen großen Liebe aufnehmen kann, verschwindet Émilie spurlos - genauso wie Lin, die angeblich auf einer Chinarundreise ist. Seltsam ist nur, dass die junge Frau auf keiner Passagierliste gefunden wird und niemand etwas von ihr gehört hat. Cho macht sich große Sorgen und begibt sich auf die Suche nach seiner Tochter und deren Mutter, die er das letzte Mal 1979 gesehen hat. Seit ihrem letzten Beisammensein hat sich vieles geändert und so manches Geheimnis belastet die Familie Berwanger. Und es gibt eines, das Émilie und Lin das Leben kosten könnte. Es liegt einzig in Chos Händen, das nahende Drama noch rechtzeitig aufzuhalten. Doch ist er wirklich stark genug für die grausame Wahrheit?
In Deutschland gehört Anja Jonuleit zu den ganz Großen in der Frauenliteratur. Ihr Roman "Die fremde Tochter" ist ein köstlicher Genuss, den es so noch nie gegeben hat, und ein einzigartiges (Lese-)Erlebnis für alle Sinne. Hier stecken zwischen zwei Buchdeckeln ganz große Emotionen, die jedes Herz im Sturm erobern, und ebenso viel Leidenschaft. Von diesem Vergnügen ist man vollkommen gefesselt, sodass man alles um sich herum vergisst. Einfach amüsante Unterhaltung, die zum Verweilen einlädt und unglaublich packend ist. Bei der Lektüre fühlt man sich wie in einen Traum versetzt, von dem eine große Sogwirkung ausgeht. Diesen Lesespaß darf man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen, denn Jonuleit lässt mit ihrem Buch kein Auge trocken. Das ist schlichtweg brillant!
Anja Jonuleit schreibt betörend schöne Geschichten, die den Leser ganz in ihren Bann ziehen und seine Sinne gefangen nehmen. "Die fremde Tochter" ist ein Meisterwerk der Poesie und Emotionen und bedeutet Glück pur - eben großartige Literatur von einer wundervollen Erzählerin, deren Romane Balsam für die Seele und eine große Freude für das Herz sind.
Susann Fleischer
06.05.2013