Romane
Out of reality
"Jenseits des blauen Planeten" erzählt eine Geschichte lange Zeit nach dem Ende der Menschheit. Die Erde in ihrer ursprünglichen Form gibt es nicht mehr. Frank Tichy entwirft die Utopie, in der er die Erde und die Menschheit in zwei Planeten und Völker spaltet. Zum einen sind da die einäugigen Occuluni auf dem Planeten "Gestern"; technisch versiert, emotionslos, mechanisch und machtbesessen strebt dieses Volk unter der Herrschaft ständig wechselnder Diktatoren nach der Vergrößerung ihres Lebensraumes. Dieser findet sich auf dem Planeten "Morgen", einer Oase, natürlich gewachsen, voller Schönheit und von den Gemini bewohnt. Die Gemini sind das krasse Gegenteil der Occuluni. Nicht in der Lage bösartig zu sein, an Harmonie gewöhnt und von der ständig scheinenden Sonne verwöhnt, wären sie alleine nie in der Lage sich gegen die Occuluni zur Wehr zu setzen. Doch da gibt es einen abtrünnigen Occuluni, der nicht nur seine Gefühle entdeckt, sondern speziell seine Gefühle für das Volk von "Morgen" ...
Frank Tichy spaltet den Menschen in zwei Völker auf. Die Occuluni verkörpern all das, was an einem heutigen Menschen schlecht ist; Konkurrenzdenken, Herzlosigkeit, Hektik, Vertrauen auf die Allmacht der Technik.
Alles Gute des Menschen vereint sich in den Gemini; ihre Liebenswürdigkeit, die Sorge umeinander und um die Natur, Romantik, Naivität. Jenseits des blauen Planeten zeigt nun den Kampf zwischen Gut und Böse, wobei das Gute nur dann siegen kann, wenn es sich dem Bösen angleicht.
Besonders gelungen zeichnet Frank Tichy das Bild der Gemini, in dem er in das ganze Buch Geschichten verwebt, die die Ältesten der Gemini ihresgleichen erzählen, und läßt den Leser so deren Lebensphilosophie erfahren. Eher stereotyp ist der Eindruck, den man von den Occuluni bekommt, diese sind das personifizierte Böse, ohne Charakter und ohne Existenzberechtigung. Auch die genauen Antriebe des Occuluni, der sich den Gemini anschließt und der schließlich den Namen "Freund" erhält, bleiben verschwommen.
Alles in Allem ist "Jenseits des blauen Planeten" eine gelungene Kritik an den ambivalenten Aspekten des zivilisierten Daseis zwischen Karriere, Macht, Stress und dem Bedürfnis nach Ruhe und Frieden.
jks
01.12.2002