Romane
Der zweite Teil um die starke Frau Ima von Lindisfarne
In Dagmar Trodlers historischem Roman "Die Rose von Salerno" begann die Geschichte von Ima von Lindisfarne. Im Jahre 1084 ist sie auf dem Weg nach Santiago de Compostela, um dort für ihren verstorbenen Verlobten zu beten. Auf dem Weg dorthin verlässt allerdings ihr "Schwager" die Reisetruppe, um sich dem Ritter Gérard de Hauteville anzuschließen. Um den jungen Mann zurückzuholen, reist Ima ihm hinterher und kommt nach Rom. Dort rettet Ritter Gérard Imas Leben und erobert so ihr Herz für sich. Aber eine Ehe ist utopisch. Der Grund: Ima ist von hoher Geburt, Gérard hingegen der Sohn einer Küchenmagd - eine Liebesbeziehung zwischen ihnen ist undenkbar. Aber noch besteht Hoffnung für ihre Liebe, wie die Fortsetzung "Die Totenfrau des Herzogs" eindrucksvoll aufzeigt.
Ima steht seit ihrem Abenteuer vor einem Jahr als Heilerin im Dienste der gescheiten Ärztin Trota. Diese ist die Leibärztin von Sicaildis, der Frau des Herzogs. Diese wird auch "terror domus" genannt und ist bekannt für ihre scharfe Zunge sowie ihre befehlende Natur - Widerspruch lässt sie von niemandem gelten, denn schließlich ist sie die Herzogin. Eines Tages muss auch Ima sich dem Willen Sicaildis beugen. Als die junge Frau bei der Herzogin eine Erkrankung behandelt, trifft eine langgefürchtete Nachricht ein: Der Herzog Robert Guiscard, der sich mit seinem Heer seit vielen Monaten auf dem Balkan befindet, liegt im Sterben. Die Herzogin soll hinkommen, um von ihrem Geliebten Abschied zu nehmen. Und Ima soll in ihrer Funktion als Heilerin mitreisen. So begeben sich die beiden Frauen, Gérard de Hautville und Angehörige des herzoglichen Haushalts zur Adriainsel Kephallonia, um dort das Leben Guiscards zu retten. Als sie aber endlich ankommen, kommt jede Hilfe zu spät - Ima kann den Herzog nicht mehr retten und ihm lediglich das Sterben erleichtern.
Der letzte Wunsch Robert Guiscards war, dass sein Sohn Roger Borsa das Heer übernehmen und fortan als neuer Herrscher über die Belange Apuliens gebieten soll. Was er dabei aber nicht bedachte, war der Widerstand der Soldaten. Schließlich wäre niemand als Feldherr weniger geeignet als Roger, dem es nur nach Bereicherung seines Geldbeutels dürstet und der nie Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld erlangte. Ganz im Gegensatz zu Bohemund, Roberts Ältestem, dem die apulische Armee sogleich folgen würde. Damit es allerdings für Sicaildis und ihren Roger kein schreckliches Erwachen gibt, heckt die Herzogin einen perfiden Plan aus: Bohemund muss sterben! Ima kann ihren Ohren nicht trauen und muss doch etwas dagegen unternehmen. Ima erkennt, dass der einzige Ausweg eine Warnung an Bohemund persönlich ist. Die Heilerin übernimmt diese Aufgabe selbst und begibt sich dabei in größte Gefahr, denn schließlich sind die Feinde nicht weit entfernt. Und diese gehen nicht zimperlich mit ihren Gegnern um, egal ob männlich oder weiblich. Einzig Gérard kann seiner Geliebten noch helfen.
"Die Totenfrau des Herzogs" ist nunmehr der fünfte historische Roman Dagmar Trodlers. Nachdem die westfälische Autorin in "Die Waldgräfin", "Freyas Töchter" und "Die Tage des Raben" das Leben der jungen Eifelgräfin Alienor von Sassenberg nachgezeichnet hat, wendet sie sich nun erneut einer historischen Frauenfigur zu, deren Stärke und Mut charakteristisch für ihr Wesen ist. Dabei gelingt es Trodler, mit einer empfindsamen Wortwahl überzeugend die Liebesgeschichte Imas mit Gérard für den Rezipienten fühl- und greifbar zu machen. Zudem wird das Leben um 1000 nach Christi zwischen zwei Buchdeckeln lebendig, wenn der Leser gemeinsam mit Ima die Reise von Salerno zum Balkan unternimmt, ohne sich Ruhe zu gönnen oder zu verschnaufen. Denn bei der steten Spannung des Buches ist daran kaum zu denken.
Susann Fleischer
12.10.2009