Romane
Eine Lektüre, die wie ein Antidepressivum wirkt; definitiv zum Lachen, zum Weinen, zum Verlieben!
Wer schreibt heute noch Briefe? Richtige, auf Papier? Kati Waldstein, die mit fast 40 ein neues Leben beginnen will und Abschiedsworte für alle verfasst, die sie geprägt haben - egal auf welche Art. Eine freundliche Supermarktkassiererin, eine strenge Mathelehrerin, ein gleichgültiger Ex-Mann. 37 Briefe insgesamt, 37-mal Herzklopfen bis zum Hals, 37-mal Lebewohl; geschrieben auf Butterbrotpapier, das ihr Vater über Jahre für sie gesammelt hat. Die Briefe mit negativem Inhalt sind getippt, die anderen handgeschrieben. Als sie bei Adressatin Nummer 31 plötzlich erfahren muss, dass Katis Hassnachricht ungerechtfertigt ist, muss sie alles überdenken; vor allem aber ihr Verhältnis zu ihrer vor wenigen Wochen verstorbenen Mutter. Offenbar war diese nicht immer ehrlich zu Kati.
Dann trifft Kati auf Severin, der sein Leben als Klavierstimmer wegen eines von ihm verschuldeten Unglücks hinter sich lassen musste. Der aber fest glaubt, dass Kati und ihr Heimatort sein Schicksal sind. Severin lebt auf der Straße, ist aber im Großen und Ganzen zufrieden mit seinem Dasein. Doch seine Begegnung mit Kati ändert alles für ihn, aber auch für sie. Die beiden scheinen füreinander bestimmt und finden dennoch nicht zueinander - bis Kati erkennt, dass sie sich von der Vergangenheit nicht verabschieden muss, um ihrer Zukunft zu begegnen, und Severin begreift, dass er nur eine Zukunft hat, wenn er lernt seine Vergangenheit anzunehmen. Denn das Schicksal bestimmt vielleicht, wer in unser Leben kommt, aber das Herz, wer darin bleibt ...
Literatur, die kein Herz unberührt lässt - in den Büchern von Carsten Henn stecken Emotionen pur. Mit "Die Butterbrotbriefe" erfährt man großes Gefühlskino, das auch der Feder einer Cecelia Ahern oder Jojo Moyes entstammt sein könnte. Da bleibt garantiert kein Auge trocken. Kaum das vorliegende Buch aufgeschlagen, rinnen einem Tränen über die Wangen, während man nicht anders kann als noch breiter als ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Denn die Story bedeutet genau die richtige Mischung aus Tiefgang und Heiterkeit. Diese Lektüre fühlt sich an wie eine rasante Achterbahnfahrt. Von dieser wird einem regelrecht schwindelig. Der deutsche Autor kann schreiben wie nur wenige andere seines Fachs. Seine Geschichten zu lesen ist DAS Highlight im Leben der meisten Leser. Seufz!
Für das (Leser-)Herz gibt es keine größere, keine schönere Freude als Carsten Henns Romane. Diese sind der beste Grund, seine Zeit fortan nur noch lesend zu verbringen. Die Lektüre von "Die Butterbrotbriefe" rührt zu Tränen, zaubert einem aber zugleich ein glückliches Lächeln auf die Lippen - kurzum: eines der wirksamsten Antidepressiva im Bücherregal; und das trotz erhöhtem Taschentuchverbrauchs nach nur wenigen Sätzen. Danke für solch ein Geschenk!
Susann Fleischer
18.09.2023