Romane
Ein Lesevergnügen der ungewöhnlicheren Art und Weise , mit einer Extraportion bissigen Humors verfasst
Robert Walter, Bürgermeister von Amsterdam, beliebt, jovial und volksnah, ist mit einer Südländerin verheiratet und Vater einer fast erwachsenen Tochter. Aber Robert traut dem Glück nicht. Vielleicht trügt ja der schöne Schein? Vielleicht hat Gattin Sylvia eine Affäre? Ausgerechnet mit seinem Konkurrenten, dem sterbenslangweiligen Maarten van Hoogstraten? Als Robert auf einem Neujahrsempfang seine Frau dabei beobachtet, wie sie sich angeregt mit seinem politischen Gegner unterhält, ist ihm sofort klar: Zwischen den beiden läuft etwas. Doch statt Sylvia auf ihre vermeintliche Untreue anzusprechen, steigert Robert sich in eine Art Wahn(sinn) hinein. Jedes noch so kleine Detail im Verhalten seiner Frau und des angeblichen Nebenbuhlers wird geradezu manisch begutachtet und interpretiert.
Auch sonst läuft es nicht gerade rund für Robert: Seine Eltern kündigen an, selbstbestimmt aus dem Leben scheiden zu wollen. Verständlich, dass sich Roberts Freude über diese Neuigkeit in Grenzen hält. Und trotzdem besucht er mit seinem 90-jährigen Vater einen Friedhof. Schließlich will sich der Rentner seine letzte Ruhestätte selbst aussuchen. In einer WhatsApp-Nachricht erfährt Robert dann eines späten Nachmittags, dass seine Eltern es nun durchziehen werden. Dummerweise kommt es dann allerdings alles vollkommen anders als geplant. Um dem ganzen Irrsinn noch die Krone aufzusetzen: Eine Journalistin wühlt in Roberts Vergangenheit und fördert Skandalöses zutage. Probleme über Probleme; und Robert verzweifelt langsam, aber sicher an jedem einzelnen. Oder ist alles doch nur halb so schlimm ...?
Ein Leseerlebnis der einsamsten Spitzenklasse - kaum ein Autor schreibt ähnlich brillant wie Herman Koch. Ihm gelingt ein Lesehit nach dem anderen. Seine Romane stehen regelmäßig ganz weit oben in den Bestsellerlisten. Und das aus gutem Grund: Diese bedeuten Unterhaltung zum Niederknien genial. Außerdem zeugen sie von Erzählkunst auf höchstem Niveau. Besser kann man seine Zeit definitiv nicht verbringen als mit der Lektüre von "Der Graben". Kaum schlägt man das vorliegende Buch auf, hält es einfach niemanden mehr auf der Couch oder dem Bett vor lauter Lesebegeisterung. Ab den ersten paar Sätzen ist man völlig von den Socken. Und man fühlt sich regelrecht schwindelig ob solch schönstem Leseglücks. Denn hier drin steckt Spaß der besonders originellen Sorte. Selten amüsiert man sich so sehr!
Herman Koch ist der Exportschlager unter den niederländischen Schriftstellern, ein hellleuchtender, alles überstrahlender Star am Literaturhimmel. Für die Geschichten aus seiner Feder lässt man garantiert sofort alles stehen und liegen. "Der Graben" gehört zu den Highlights in jedem Bücherregal. Von politischen Verstrickungen über Eifersucht und Misstrauen bis hin zu Sterbehilfe: Der Niederländer lässt kein aktuelles Thema, kein gesellschaftliches Tabu aus. Ein echter Koch eben. Zwischen zwei Buchdeckeln findet man Lesegenuss pur. Absolut grandios!
Susann Fleischer
19.02.2018