Krimis & Thriller

Ein geniales Erbe

a2 + b2 = c2! Wer kennt ihn nicht, den berühmten Satz des Pythagoras, Gegenstand unzähliger gymnasialer Matheaufgaben und Schulstunden? Auf diese Formel lassen sich die Leistungen des griechischen Philosophen, der die Mathematik im 6. Jahrhundert v. Chr. erst in den Stand einer Wissenschaft erhob, allerdings bei Weitem nicht beschränken. Da der Meister der Zahlen jedoch keine eigenen Aufzeichnungen hinterlassen hat, wissen wir das lediglich aus schriftlichen Überlieferungen seiner Schüler und ihren über die Jahrhunderte entstandenen Abschriften. In seinem mathematischen Thriller "Pythagoras' Rache" geht Arturo Sangalli der Frage nach, was wohl zu erwarten wäre, wenn sich herausstellen würde, dass doch irgendwo ein Manuskript des Mathematikers verborgen liegt.

Dies jedenfalls findet der Professor für Alte Geschichte Elmer Galway von der Universität Oxford heraus, als er für einen befreundeten Antiquar ein mittelalterliches Buch beurteilen soll, das auf einen Originaltext des Pythagoras hindeutet. In der Hoffnung auf eine wissenschaftliche Sensation macht er sich auf die Suche nach dem entsprechenden Schriftstück, das Pythagoras einem seiner Schüler anvertraut hat, der für den sicheren Verbleib des Papyrus sorgen sollte. Da der große Mathematiker an die Wiedergeburt glaubte, hoffte er, seine Unterlagen irgendwann wieder persönlich in Händen halten zu können.

Davon ist auch eine sektenähnliche Gruppe von Neupythagoreern felsenfest überzeugt, die Beweise dafür zusammengetragen hat, dass die Reinkarnation des Pythagoras auf Erden wandelt und sich in der Gestalt eines Mannes mittleren Alters und von großer Geisteskraft in der modernen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts bewegt. Nach eingehenden Recherchen, die auch in das Umfeld des Oxford-Professors führen, machen die Mitglieder "Des Leuchtturms", wie sie ihre Vereinigung nennen, einen bekannten Mathematiker als den wiedergeborenen Pythagoras aus, dessen sie nun natürlich habhaft werden wollen. Doch das Manuskript des alten Meisters enthält eine explizite Warnung vor seinem Wiedergänger!

"Pythaghoras Rache" hat eine sehr gedehnte Anlaufzeit nötig, während der Arturo Sangalli damit beschäftigt ist, einen geeigneten Rahmen für seinen Plot zu arrangieren. Aus dem Konstruieren kommt er allerdings nur an einigen wenigen Stellen heraus, sodass sich bedauerlicherweise keine wirkliche Spannung einzustellen vermag, da die beiden konkurrierenden Parteien auf ihren jeweiligen Wegen auf ihr gemeinsames Ziel zu nicht miteinander in Berührung kommen. So liegen die Stärken des promovierten Mathematikers Sangalli dann auch eher in der verständlichen Darstellung komplexer mathematischer Sachverhalte und im Philosophieren in der Geschichte seines Faches. Vielleicht kann der Autor mit seinem Buch aber zahlenbegeisterte Mathematikfans, die durchaus ihre Freude daran haben dürften, zur Beschäftigung mit belletristischer Literatur animieren. Damit wäre ihm dann jedenfalls doch noch ein kleiner Geniestreich gelungen.    

Christian Götz 
21.02.2011

 
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Das Buch:

Arturo Sangalli: Pythagoras Rache. Ein mathematischer Thriller. Aus dem Englischen von Peter Wittmann

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Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag 2011
236 S., € 19,95
ISBN: 978-3-8274-2547-8

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