Kinder- & Jugendbücher
Das neue Jugendbuchhighlight von Oliver Schlick
Manche Verschwörungstheorien sind halbwegs plausibel, die meisten sind haarsträubender Blödsinn, aber sie sind immer die aufregendere Version einer Geschichte. Das würde nicht einmal Miranda Lux bezweifeln. Die 15-Jährige ist Expertin für Rätsel und Verschwörungen jeder Art. Sie stellt alles infrage. Zum Beispiel, dass der Hubschrauberabsturz ihrer Eltern vor acht Jahren ein Unglück war. Sie bezweifelt sogar, dass sie tot sind. Doch von Herrn und Frau Lux fehlt jegliche Spur. Die Polizei hat den Fall längst ad acta gelegt. Und die anderen Mitglieder des Zweifelwerks haben eine andere Theorie. Dann passiert etwas, das alles ändert: Der Tod von Joachim Hersfeld führt zu einer Reihe von Fragen. Der Schusswaffen-"Unfall" weist eigentümliche Parallelen zu Mirandas Eltern auf.
So liegt neben der Leiche ein Zitat aus Sophokles´ Tragödie "Ajax". Auf dem ersten Blick sind die Worte nichtssagend. Aber dank Mirandas Lehrer Viktor Carelius erkennen Miranda und ihre Freunde schon bald einen tieferen Sinn hinter den siebzehn Zeilen. Alles deutet darauf hin, dass die Menschheit kurz vor ihrem Untergang steht. Eine Verschwörung ungeheuren Ausmaßes ist am Werke und bedeutet das Ende der Welt, so wie wir sie kennen. Miranda ist sich gewiss: Deshalb sind ihre Eltern die Opfer eines Attentats geworden. Denn die kannten das Geheimnis und wollten es der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Es liegt es an Miranda, Viktor, Elektra, Fidelio und Max, die Außerirdischen bei ihrer Eroberung der Erde aufzuhalten. Eine ganz und gar nicht leichte Aufgabe ...
Mit seinem Debüt "So kalt wie Eis, so klar wie Glas" sorgte Oliver Schlick für unbändige Lesebegeisterung. Nun legt der deutsche Autor noch eine Schippe oben drauf. Ab der ersten Seite von "Miranda Lux - Denken heißt zweifeln oder warum jede Geschichte zwei Seiten hat" haut es einen mehr als einmal um. Ein genialerer Thriller hätte selbst einer Ursula Poznanski oder dem Teufel höchstpersönlich kaum gelingen können. Während der Lektüre steigt der Puls in schwindelerregende Höhe und der Angstschweiß steht einem auf der Stirn. An Schlaf ist selbst Stunden, nachdem das vorliegende Buch längst weggelegt ist, nicht einmal zu denken. Schlick lehrt seinen Lesern das Fürchten. Und er bereitet ihnen ein Leseerlebnis mit hoher Suchtgefahr. Ehe man es sich versieht, ist man high.
Literatur, die so spannend ist, dass es einem glatt den Atem raubt - mehr Nervenkitzel als in "Miranda Lux - Denken heißt zweifeln oder warum jede Geschichte zwei Seiten hat" findet man in kaum einen anderen Jugendbuch. Die Romane von Oliver Schlick sind das beste Geschenk, das man seinem Kind machen kann. Diese bedeuten ein absolutes Lesehighlight. In diesen steckt nämlich Unterhaltung zum Niederknien gut. Wahnsinn, einfach nur der Wahnsinn, was man hier in die Hand kriegt.
Susann Fleischer
10.10.2016