Autobiographie
Erinnerungen eines Kriegsgefangenen
In "Aus einer Zeit unfreiwilligen Aufenthalts in Ägypten", erschienen 2013 im August von Goethe Literaturverlag, erzählt Hans-Joachim Winkler von seinen Erinnerungen an die Zeit von 1945 bis 1948, in der er in englischer Gefangenschaft lebte. Der deutsche Autor, der die Veröffentlichung seines dritten Buches nicht mehr erleben durfte, unterrichtete Religion, Latein und Sport und war zudem als Pfarrer tätig.
Nach der Kapitulation im Mai 1945 war der damals 22-Jährige vier Jahre seines Lebens in englischer Kriegsgefangenschaft in Ägypten. Von dieser Zeit erzählt er sehr fesselnd in seinem neuen Werk "Aus einer Zeit unfreiwilligen Aufenthalts in Ägypten", das aus sieben kurzen Erzählungen besteht.
Gesichert im sogenannten "Käfig", einer sandigen Fläche von etwa hundert Quadratmetern mit Stacheldraht umzäunt und von jeglicher Verbindung zur Außenwelt abgeschlossen, verbringt der Autor in der ersten Zeit nach Kriegsende seine Gefangenschaft am Rand der ägyptischen Wüste. Spaziergänge sind selten, eine Flucht durch die Wüste unmöglich. Doch auch das ungewohnte Klima, Sandstürme sowie plötzliche Unwetter machen den von den Engländern als "prisoners of war" Bezeichneten das Leben schwer.
Nach einiger Zeit entspannen sich die Verhältnisse der Engländer zu den Gefangenen jedoch und der Aufenthalt wird erträglicher. So wird Hans-Joachim Winkler "Bade-Urlaub" im Großen Bittersee gestattet und auch Heiligabend wird mit Christbaum und Gottesdienst gefeiert. Doch er ist sich seiner Unfreiheit jederzeit bewusst, denn "auch goldene Käfige haben Gitterstäbe". 1948 bekommt er dann schließlich den Freiheitsbewegungsschein.
Abgesehen von den Suiziden vieler zukünftiger Heimkehrer, die eine Rückkehr und einen Neuanfang fürchteten, welche der Autor miterleben musste, waren Tode in der Zeit der Gefangenschaft selten. Auch sei die Zeit in Ägypten alles in allem relativ human gewesen, berichtet er.
Detailliert und spannend beschreibt der Autor seinen vierjährigen "unfreiwilligen" Aufenthalt am Rand der ägyptischen Wüste. Die in sieben kurzen Erzählungen festgehaltenen Erinnerungen an seine Gefangenschaft sind fesselnd erzählt und geben die Möglichkeit, das Geschehen mitzuerleben und mitzufühlen. Zahlreiche private Fotos, die sowohl den Autor als auch die Landschaft zeigen, sorgen für interessante Abwechslung beim Lesen und ermöglichen es zusätzlich, sich diese Zeit noch besser vorzustellen.
Marlena Sieber
14.10.2013
Die Lesung im Deutschen Literaturfernsehen finden Sie hier.