Medien & Gesellschaft
Ein Streifzug durch fremde Leben und Zeiten
Wenn die Ferne lockt, kann kaum ein Schriftsteller widerstehen. Dies zeigt auch die Geschichte, in deren Verlauf M?nner und Frauen wie Johann Wolfgang von Goethe, Sophie von La Roche und Ernest Hemingway die Welt f?r sich entdeckten. Ihnen und den anderen neun ausgew?hlten Weltklasse-Autoren ging es nicht um die Suche nach Ruhe und Erholung, sondern um den Wissensdrang, der sie stets vorantrieb und sie in ihrem eingeschlagenen Weg in der Fremde ermutigte. Michael Rieger ist es nun zu verdanken, dass der Leser von heute auf den Spuren von gro?en Literaten wandeln darf. Als Reisef?hrer will "?Man reist ja nicht, um anzukommen ?? Schriftsteller auf Reisen von Goethe bis Chatwin" allerdings nicht verstanden werden. Dieses kleine, aber feine B?chlein steckt voller Leben und einem vergangenen Zauber, der jeden f?r sich einnimmt.
In vier Kapiteln begegnet man hier zw?lf Menschen, die in Tageb?chern, Geschichten und Berichten ihre Eindr?cke f?r die Nachwelt festgehalten haben. Giacomo Casanova er?ffnet das Buch und zeigt zugleich, wie sch?n das Europa des 18. Jahrhunderts war. Goethe und Herder f?hren dies mit ihren Italienreisen fort. Aber erst dank Isabella Bird und Rabindranath Tagore betritt man die Welt jenseits des gro?en Teiches und lernt den Orient und Okzident in seiner vollen Bandbreite kennen. Und der dunkle Kontinent Afrika wird aus der Sicht von Tania Blixen und Ernest Hemingway zu einem Land des Abenteuers, aber bleibt auch eine Gefahr, die man nie untersch?tzen sollte.
Von der Couch des Lesers aus kann man eindrucksvoll erkennen, dass allen Reiseorten eine Anmut innewohnt, die den Blick auf sich zieht und niemanden mehr losl?sst. Michael Rieger geht es um mehr, als die Routen historischer Reisen zu rekonstruieren. Er sp?rt den Zusammenh?ngen von Reisen und Schreiben nach, pr?sentiert in zw?lf Einzelportr?ts Literaten vom 18. Jahrhundert bis heute und skizziert die kulturgeschichtlichen Hintergr?nde ihrer Werke. So entsteht ein ?u?erst lebendiges Gesamtbild von Reisen und eine bunte Abfolge von Bildern, die in ihrer Unterschiedlichkeit umso attraktiver auf den Leser wirkt. Eben ein Werk der Verlockung!
In "?Man reist ja nicht, um anzukommen ?? Schriftsteller auf Reisen von Goethe bis Chatwin" werden Reiseberichte zu einer literarischen Kunstform erhoben, die weit ?ber reine Informationsvermittlung hinausgeht. Zahlreiche Fakten, interessante Details, am?sante Anekdoten und geistreiche Geschichten machen Michael Riegers Buch zu einem unterhaltsamen Werk, mit dem man quer durch die Zeit und zu den entlegendsten Winkeln auf der Erde reist. Ein wissenschaftlicher Anspruch ist nicht abzustreiten, aber dem deutschen Autor geht es um mehr. Er l?sst den Leser glauben, Seite an Seite mit Heinrich Heine, Peter Handke und B. Traven die Welt(geschichte) zu erkunden und deren einmalige Wunder aus einer neuen Perspektive heraus erleben zu d?rfen. Wahrlich eine Meisterleistung, die beim Leser f?r Erstaunen sorgen wird.
Susann Fleischer
17.10.2011