Medien & Gesellschaft

Ein Requiem für Bruno den Braunbären

Peter Raba hat ein Buch geschrieben über unzählige Gespräche mit dem Braunbären Bruno, der von Mai bis Juni 2006 durch Deutschland streifte, gejagt und schlussendlich erlegt wurde. Ein wunderbares Requiem für Bruno, in dem es um viel mehr geht, als nur seine Stationen in Deutschland niederzuschreiben. Ganz im Gegenteil. Es geht um Träume und tiefsinnige Gespräche mit Bruno.

Bären leben in ihrer eigenen Welt, gehen genauso ihre vorgeschriebenen Wege wie wir Menschen, nur eben nicht mit der Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft. Bären verlassen sich auf ihren Instinkt. Sie töten nur, um überleben zu können, nicht um mit einem gerissenen Schaf zu prahlen oder Triebe zu befriedigen. Wenn sie Hunger haben, reißen sie, ansonsten wandern sie umher.

Peter Raba erzählt auf einfühlsame Art und Weise von der Unterhaltung zwischen Don Pedro und Bruno, die sich immer wieder begegnen. Don Pedro erzählt Bruno von der Bürokratie und dem Geld und warnt ihn stets vor den Menschen, die ihn anfänglich nur fotografieren wollen. Don Pedro erfährt sehr viel über das Leben und den Tod und woran Bruno glaubt. Auch sagt Bruno ihm, dass er zufrieden ist mit seinem Leben. Besser in Freiheit ein kurzes Leben führen als in Gefangenschaft ein einsames und langes Leben. Es ist Brunos Bestimmung, so zu leben. Die Menschen lernen etwas daraus und Bruno hat seinen Zweck erfüllt. Doch lernen die Menschen wirklich etwas daraus? Wird es einen zweiten Bruno geben können, der friedlich unsere Wälder durchstreifen darf? Wohl kaum, denn die Bauern sehen es natürlich anders, wenn er ihre Tiere tötet und den Honig klaut.

Und so geht Bruno dem unausweichlichen Tag entgegen. Gewarnt von seinem Freund Don Pedro, der ihm nahelegt aufzupassen. Beide verabschieden sich in einem innigen Gespräch voneinander und hoffen sich irgendwann einmal wiederzusehen. Don Pedro ist tief betrübt über diese Entwicklung, doch Bruno freut sich darauf, bald wieder auf der anderen Seite zu stehen. Er ist erschöpft und müde und sehnt sich nach der Erledigung seines Auftrages. Und so läuft er den Jägern direkt vor das Gewehr ...

Ein wunderbares Kleinod ist dieses Requiem für Bruno. Wenn man die Gedanken eines Tieres interpretieren könnte, so wären die von Bruno wahrscheinlich realistisch wiedergegeben. Reinkarnation ist ein Thema, welches Peter Raba sehr sensibel darlegt. Zu keiner Zeit ist der Austausch kitschig oder an den Haaren herbeigezogen. Stets bewegt sich Peter Raba auf dem Weg der Tatsachen, die bereits bekannt sind. Wer dieses Requiem gelesen hat, sieht die Welt mit anderen Augen. Weisheiten, Sagen, Mythen, alles findet seinen Platz. Doch ganz besonders ist der geistige Dialog zweier Seelen, die unterschiedlicher nicht sein können und gleichzeitig innig miteinander verbunden sind. Wer sucht, wird hier finden, ganz gewiss. Es ist traurig dem Unausweichlichen entgegenzusehen, gar entgegenzugehen, doch es ist nicht das Ende, sondern der Anfang. Kehren wir zurück zur göttlichen Weisheit und machen wir es besser als je zuvor.

Tanja Küsters
12.10.2009

 
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Das Buch:

Peter Raba: Gespräche mit Bruno. Requiem für einen Braunbär

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Murnau: Edition Lebenswert 2008
138 S., € 19,90
ISBN: 978-3-9812194-6-3

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