Biographie
Prinzip eines Philosophen
Unverge?lich der Satz von Charles de Gaulle: ?Einen Voltaire verhaftet man nicht?. Mit seiner Entscheidung sch?tzte der franz?sische Staatspr?sident den Voltaire des 20. Jahrhunderts auch vor p?belhaften ?bergriffen. Jean-Paul Sartre war wer. Nicht nur in Frankreich. Nicht nur f?r die, die ihn tats?chlich gelesen hatten. Sartre k?mmerte sich um die ganze Welt, in der er von 1905 bis 1980 lebte. Seines Wortes konnte die Welt gewi? sein, wenn ?ber die k?mmerliche Welt debattiert wurde. Sich nicht herauszuhalten war das Prinzip des Philosophen. Als Philosoph immer auch Politiker, war der politische Philosoph ein philosophischer Prosaist. ?berzeugte der Schriftsteller das Stockholmer Nobelpreiskomitee, so erteilte der politische Philosoph der Preisjury eine Absage. Sartres Verzicht auf den Nobelpreis, seine Position an der Seite der Achtundsechziger machten den Denker popul?r.
Die Schriften des Denkers beachtet, ist Jean-Paul Sartre als ein reger sich wieder und wieder wandelnder Geist zu sehen. Seinen geistigen Wandlungen zu folgen ist weniger leicht als seinen stets eindrucksvoll formulierten Gedanken. Um Wachsen und Werden des Philosophen begreifbarer zu machen, hat Peter Kampits, Philosophieprofessor in Wien, eine Sartre-Monographie geschrieben.
Der Verfasser ist kein Schriftsteller. Er ist auch kein Philosoph von der Statur eines Sartre. Ein nachdenklicher Nachdenker spricht ?ber einen Denker mit dem Vokabular, das in den Vorlesungen der H?rs?le ?blich ist. Kampits will plausibel machen, wieso der Mensch Sartre ?von seinem Individuum... zum Sozialismus gelangte?. Dem bekennenden Existenzialisten, Verfechter der Individualit?t, Prophet der Freiheit, dem der Existenzialismus ?die einzige konkrete Zugangsm?glichkeit zur Realit?t? war, ist der Historische Materialismus ?die einzige g?ltige Interpretation der Geschichte? geworden. Sartres wechselnden Einsichten in das Notwendige, das die Zeit verlangte, forderte Zeit und Zeitgenossen nicht nur heraus. Die ?berforderten Gefolgsleute wurden zu Gegnern. Der Philosoph hat f?r Polarisierungen und Spaltungen in der gespaltenen Gesellschaft gesorgt. Nicht geeignet, Sch?pfer einer Schule zu sein, ?berzog kein ?Sartrismus? die Welt. Das ist nicht eine blo?e Feststellung von Peter Kampits. Seine Schrift artikuliert immer wieder neu, warum das so ist. Die Sympathie f?r den Philosophen wird nicht verleugnet. Kampits macht klar, Jean-Paul Sartre nur widerlegen zu wollen, ist keine Perspektive, weil sie keine hat. Einen Voltaire vernichtet man nicht!
Bernd Heimberger
07.09.2005