Biographie
Erinnerungen einer Mutter
Der Autor Stefan Schriber möchte seiner Mutter einen Wunsch erfüllen. Diese hat in ihrem Leben so viel erlebt, dass sie selbst ein Buch darüber schreiben wollte. Doch das Projekt kam nie in Gang. Bis der Sohn dann die Initiative ergriff und gemeinsam mit der Mutter in Erinnerungen schwelgte, Notizen niederschrieb und Vergangenes beleuchtete. Zu Tage kam "Meine Mutter erzählt".
Ida Schriber-Künzi wird am 22. September 1938 in der Schweiz geboren. Sie verlebt dort fünf sehr glückliche und unbeschwerte Jahre als Kleinkind, zusammen mit den Eltern und dem älteren Bruder Ueli. Ueli, der sich ganz besonders auf sein Geschwisterchen freut, ist fortan der große Bruder für Ida. Die beiden sind unzertrennlich. Die Jahreszeiten fliegen nur so dahin. 1944 zieht die Familie fort, was für Ida ein schwerer Abschied ist, denn dort, wo sie bisher gewohnt hatten, gab es keine Autos und nur wenige Menschen, aber viel Natur. Alles war ruhig und heimelig. Im neuen Ort gibt es sogar Autos und das Treiben ist hektischer. Doch im Stöckli gewöhnen sie sich alle auch ein.
Ida wächst heran und Ueli ist ihr bester Freund, doch eines Tages muss Ueli fort. Er soll fortan bei einem Onkel leben. Die Geschwister entfernen sich unfreiwillig voneinander, was besonders für Ida ein schwerer Schlag ist. Aber auch für Ida ändert sich einiges: Sie lebt immer mal wieder bei der einen oder anderen Gotte ("Patentante", Anmerkung der Redaktion), bis sie 1949 von einem Tag auf den anderen auf der Straße stehen, weil die Vermieter das Stöckli verkauft haben und der neue Besitzer sofort Eigenbedarf anmeldet. Nach ein paar gnädigen Wochen wird die Familie vor vollendete Tatsachen gestellt und all ihr Hab und Gut hinausbefördert. So stehen die Künzis plötzlich vor dem Nichts und Hilfe ist keine zu erwarten. Im allerletzten Moment kommen sie bei jenem Onkel unter, bei dem Ueli schon wohnt.
Später folgen zwei weitere Umzüge, während Ida zu einer jungen Frau heranwächst, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihren Weg geht. Die Lehrzeit folgt und ein Jahr Aufenthalt in Welschland - mit viel Heimweh. Zurückgekehrt verliebt sie sich in Toni, den Sohn einer streng katholischen Familie. Doch die Beziehung kann nicht von Dauer sein, weil Ida protestantisch ist und Tonis Familie das zutiefst ablehnt. Doch alles kommt ganz anders als erwartet...
Die 108 kurzweiligen Seiten sind lebendig erzählt. Es gibt keine Längen und Stefan Schriber schafft es, den Leser immer bei Laune zu halten. Man erlangt Einblick in das ärmliche und kärgliche Leben zu Kriegszeiten, aber auch in die fortschreitende Moderne und nicht zuletzt in die Bräuche und Sitten. Ein warmherziges Kleinod von Anfang bis Ende, welches einem das damalige Leben in der Schweiz getreu wiederspiegelt.
Tanja Küsters
04.01.2010