Bildbände
Strahlkraft und Farbenreichtum
Ein facettenreiches Mosaik, das anregend, ja sogar aufregend ist und das uns das Leben einer Region vor Augen führt - welch schöneres Kompliment ist für einen Bildband denkbar? Es nimmt nicht Wunder, daß dieses Buch auch in den USA, also auch unter den Eingeborenen, angeboten wird. Der Leser und Betrachter erfährt vom Reichtum einer großen Inselgruppe, von der gemeinhin starke Klischees bekannt sind, aber nicht die tatsächliche Schönheit in besonderer Vielfalt. Dabei ist es den Herausgebern und Autoren natürlich nicht schwer geworden, die fixe Vorstellung aller wenig Informierten zu widerlegen, Hawaii sei einzig eine wohlorganisierte süßlich-kitschige Urlaubsveranstaltung für übersättigte Disney-World-Besucher.
Wenn man den Band aus der Hand legt, weiß man, daß die Flora ein einzigartiger zerbrechlicher Garten ist, daß Hawaii eine überaus spannende Geschichte hat, eine reiche Volkskultur und vieles, was die Inseln vor anderen sog. Urlaubsparadiesen auszeichnet. So erweist sich Hawaii einmal mehr als das Arkadien der westlichen Welt. Die Kraft der Italiensehnsucht der Deutschen des 18. Jahrhunderts ist vielleicht vergleichbar mit jener Anziehung, die Hawaii auf uns heute ausüben kann - nicht nur Phantasmagorie, sondern substantieller Ort mit starker eigener Identität, die uns in aller Verschiedenheit einnimmt und ursprüngliche Vorstellungen anspricht.
Obwohl das Buch keine Neuerscheinung ist, hat es in Bild und Text an Strahlkraft, Farbenreichtum nichts eingebüßt, im Gegenteil. Der Leser sucht am Ende des Bandes nervös nach Hinweisen, wo man denn vielleicht eine Reise nach dem Arkadien des 21. Jahrhunderts gewinnen könnte.
mhh
17.02.2002