Romane
"Gorsky" - eine Art "Der große Gatsby" im Milieu der Londoner Superreichen
In das Leben des Buchhändlers Nikola kommt jede Menge Aufregung, als Roman Borissowitsch Gorsky durch die Ladentür tritt. Der russische Oligarch möchte, dass Nikola für ihn auf die Suche nach den Erstausgaben seltener Romane, Lyrikbände etc. geht. Der Grund: Gorsky beabsichtigt, mit der größten Privatbibliothek Europas einer Frau zu imponieren. Schon seit langem hat er ein Auge auf die hübsche Natalia geworfen. Er vergöttert sie - und hofft, endlich ihr Herz zu erobern. Durch diese Sammlung von bibliophilen Raritäten soll die Angebetete bezaubert und von Gorskys Absichten überzeugt werden. Doch Natalia gehört nicht zu den Frauen, die sich mal eben so verführen lassen. Immerhin ist sie verheiratet und an einer Affäre überhaupt nicht interessiert.
Gegen solch eine hätte allerdings Nikola nichts einzuwenden. Auch er hegt für Natalia keineswegs nur freundschaftliche Gefühle. Er liebt sie seit dem Tag ihrer ersten Begegnung. Aber statt ihr zu gestehen, was er empfindet, himmelt Nikola sie lieber aus der Ferne an und ist nur in seinen Träumen mit ihr an der Seite glücklich. Das mit der Liebe ist so eine Sache. Sie ist das Größte, was man erfahren kann. Doch wird sie nicht erwidert, kann sie uns in einen tiefen Abgrund stürzen. Genau das scheint sowohl auf Gorsky als auch Nikola zu warten. Und auf Nikola wartet noch weitaus mehr: Er erhält Einblick in die Welt von Londons Superreichen. Unter der glänzenden Oberfläche regieren Verderben, Neid und Gier. Und am Ende findet man meistens den Tod...
Mit ihren Romanen gelingt Vesna Goldsworthy ein Lesevergnügen, das seinesgleichen sucht. Hier erfährt man große Schreibkunst, eben Literatur auf höchstem Niveau. Ab der ersten Seite von "Gorsky" verschlägt es einem die Sprache. Diese Geschichte hätte selbst ein F. Scott Fitzgerald kaum besser schreiben können. Sie stellt sogar den "Großen Gatsby" glatt in den Schatten. Die Autorin ist eine brillante Erzählerin, definitiv eine Meisterin ihres Fachs. Die Bücher aus ihrer Feder gehören nach ganz weit oben in die deutschen wie internationalen Bestsellerlisten. In diesen steckt Lesegenuss pur. Einmal mit der Lektüre begonnen, kann und will man gar nicht mehr aufhören. Denn was man hier in die Hand bekommt, ist der Stoff, aus dem Leseträume gemacht werden.
Unterhaltung der einsamen Spitzenklasse - und nicht nur das: "Gorsky" zeugt von unbändiger Fabulierlust. Vesna Goldsworthy lässt dieser freien Lauf und schafft auf diese Weise ein einmalig schönes Leseerlebnis. Bis zum letzten Satz gibt man sich diesem mit allen Sinnen und voll und ganz hin. Nach dem Lesen fällt es einem verdammt schwer, ins normale Leben zurückzukehren. Gerne würde man viel länger in der Welt der Reichen und Schönen Londons verweilen und nicht nur über 200 Buchseiten lang.
Susann Fleischer
15.02.2016