Romane

Noch ein Mittelalter-Buch ...?

Ja, noch ein Mittelalter-Buch. Und dann auch noch eine Frauengeschichte. Aber was f?r eine! Eine Amme, eine Reiche, einen Steinmetz und einen Zwerg begleitet der Leser ein Jahr lang ? und genau hier liegt der einzige Fehler des Romans: Er ist zu Ende. Fini. H?tten es nicht zehn Jahre sein k?nnen?!

Selten gibt es B?cher, die einen von der ersten Seite an derartig fesseln, f?r einen gewinnen, den Leser geradezu in die Geschichte hineinziehen. Wie auf einem Rubens-Gem?lde bewundert man die edlen Stoffe der reichsten Frau der Stadt, sieht man aber auch wie bei Bosch die h??lichen Seiten des Lebens, erlebt Armut, Hunger und Angst ? ebenso wie Gl?ck, Leidenschaft und Liebe. Aber auch Gier, Rachsucht und Niedertracht beherrschen das seltsame und doch so allt?gliche Leben der wunder-vollen Figuren in dem kleinen franz?sischen Marktflecken Villeneuve.

Bonne Mirabilis, eine Amme, ist die Heldin der Geschichte. Eine ungew?hnliche Heldin, denn momentan ohne Kunden, ern?hrt Bonne ihren Freund Gottfriedus, einen Steinmetz, mit ihrer Milch, damit diese leichte und eintr?gliche Arbeitsm?glichkeit ihr erhalten bleibt. Ein seltsamer Mann, der wie ein Heiliger leben will, und der Jesus in seinen Gedanken nicht treu bleiben, ihm mit seinem K?rper aber nicht untreu werden kann. Vielleicht w?re diese Geschichte allein schon erz?hlenswert genug.

Dann aber lernt Bonne, als sie ein vermeintliches Kind ? eigentlich einen Zwerg ? rettet, Radegonde Putemonnoie kennen, was aller Leben f?r immer ver?ndern wird. Die hochschwangere Radegonde bietet Bonne die M?glichkeit, in ihre Dienste zu treten, was f?r Bonne gleichbedeutend mit einem immensen gesellschaftlichen Aufstieg ist, was wiederum in erster Linie eines hei?t: Nahrung. Denn diese wird knapp, als die Stadt von den Engl?ndern belagert wird, und Bonne im Schatten der Kirche einen Entschlu? fasst, der vielleicht ein Wunder auf die Erde zwingen wird. Bonnes Mutter wurde einst als Heilige verehrt, dann als Hexe verbrannt. Selbst keinen festen Platz in der Gemeinschaft einnehmend ? weder ver- noch geachtet, eher mi?trauisch geduldet, mu? Bonne schlie?lich um das Leben der sch?nen Radegonde k?mpfen. Wer wird als Heilige enden, und wer als Hexe?

asn
28.03.2002

 
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Das Buch:

Susann Cokal: Mirabilis

CMS_IMGTITLE[1]

Berlin: Rütten & Löning GmbH 2001
489 S.
ISBN: 3-3520-0580-X

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