Romane
Fantasy, die einen so sehr überrascht wie nichts anderes unter den Neuerscheinungen der letzten Monate, gar Jahre
Jeanne hat im Kampf gegen Ludwig den Unwandelbaren versagt. Doch verliert sie ihr Ziel niemals aus den Augen. Sie will Rache am Mord ihrer geliebten Familie, um jeden Preis. Dieses Vorhaben erweist sich selbst in ihrer Position als Reiterin als schwieriger als jemals zuvor. Ludwig ist nämlich kurz davor, auch zum Herrscher über den Tag zu werden. Es sei denn, Jeanne kann ihn doch noch aufhalten. Da erhält sie die Möglichkeit, die Schreckensherrschaft des Vampirkönigs ein für alle Mal zu beenden. Denn der Widerstand, jene geheimnisvolle Organisation, die im Verborgenen gegen die Vampiraristokratie vorgeht, bittet Jeanne um einen ungeheuerlichen Gefallen: Sie soll den Fahlen Phöbus, einen finsteren Piratenkapitän, verführen, um ihn in den Kampf um Vampyria zu verwickeln. Da trifft es sich bestens, dass Jeanne nach Amerika reisen soll, allerdings um den gefährlichsten Freibeuter der Antillen zu ehelichen.
Jeanne, gezwungen durch Ludwigs Befehl, Phöbus den Hof zu machen und in der Hoffnung, den Kapitän für ihre aufrührerische Sache zu gewinnen, begibt sich auf den Weg nach Amerika, dem Land, das sich seit Jahrhunderten dem alten vampyrischen Europa entzieht. Es ist eine Reise voller Gefahren, die am Ziel allerdings noch längst nicht beendet ist. Wie Jeanne mitten auf dem südlichen Nordatlantik feststellen muss, bemüht nicht nur sie sich um die Gunst des Fahlen Phöbus. Da ist eine der zwölf Töchter des türkischen Großwesirs, oder die Cousine ersten Grades des schwedischen Königs, oder eine Piratenkapitänin, deren Jagdgebiet sich von Kuba bis zur Schildkröteninsel erstreckt. Harte Konkurrenz für Jeanne, aber keine, die sich nicht besiegen lässt. Jedoch braucht es dafür mehr als Jeannes Verführungskünste. Mehrere Prüfungen warten auf Jeanne und Ihre Rivalinnen. Und wer verliert, büßt mit seinem Leben ...
Historien-Epos meets Fantasy - was herauskommen kann, wenn ein Vampirroman in der neuzeitlichen Menschheitsgeschichte spielt? Ohne jeden Zweifel 1a-Unterhaltung vom ersten bis zum letzten Satz. Genau das jedenfalls ist Victor Dixen mit "Vampyria" gelungen. Diese Reihe sorgt beim Leser für Atem- und Sprachlosigkeit über viele, viele Stunden, gar Tage lang. Die Lektüre von "Der Hof der Stürme" gehört zu DEN Highlights des Bücherwinters 2023/24. Man liest die knapp 700 Buchseiten wie im Rausch, bekommt über solch einen Genuss die Welt um sich herum nicht mehr mit. Besser als jede Droge! Von Dixens Schreibkönnen wird einem ganz schwindelig, regelrecht high. Im Bücherregal gibt es kaum etwas anderes Vergleichbares. Umso größer ist die Enttäuschung, dass diese Reihe nun zu Ende geht. Da fängt man, mit einem lachenden und einem weinender Auge, die Lektüre wieder von vorne, kaum beim Schlusspunkt angelangt.
Dass französische Autoren nicht nur tiefgründige Literatur können, sondern auch durchaus Fantasy mit Biss, beweist Victor Dixen mit seiner "Vampyria"-Trilogie eindrucksvoll. Diese steht der "Twilight"-Saga von Stephenie Meyer in nichts nach - eher im Gegenteil: Alle drei Bände "Der Hof der Finsternis", "Der Hof der Wunder" und "Der Hof der Stürme" bedeuten fesselnde Historien-Fantasy mit absolutem "Wow!"-Effekt. Ähnlich grandiose Unterhaltung hat es zuletzt mit Anne Rice' "Interview mit einem Vampir" aus dem Jahre 1976 gegeben. Kein Wunder, dass die Begeisterung des Lesers kurz nach dem Aufschlagen des vorliegenden Buches keinerlei Grenzen mehr kennt. Definitiv ein Geniestreich!
Susann Fleischer
12.02.2024