Belletristik:

Sachbuch:

Magazin:

Romane

Auch der zweite Streich von Annika Büsing: ein Juwel im Bücherregal

"Koller" ist nicht nur ein Name, sondern auch ein Zustand. Und der wird fast zum Dauerzustand, als Chris und Koller aufeinanderprallen: Koller will immer mit dem Kopf durch die Wand und denkt sowieso, alles sei ganz einfach. Chris denkt zu viel nach und spricht zu wenig aus. Chris weiß noch nicht einmal, wie Koller mit richtigem Namen heißt, da sitzen sie schon nebeneinander in einem klapprigen Polo II und fahren los. Was ein Kurztrip an die Ostsee werden soll, wächst sich zu einem Roadtrip aus, der sich gewaschen hat: über Ludwigsburg, das überflutete Ahrtal, das sagenumwobene Hannahhausen, den Acker eines blutrünstigen Treckerfahrers - bis die beiden schließlich das Kaff am Meer erreichen, das Kollers Refugium ist, und wo das Vorhaben, einen Fischteich neu anzulegen, gleichermaßen Scheitern und Erlösung verspricht ...

Ein Lektürevergnügen, das für erhöhtes Herzklopfen sorgt - auf der Suche nach dem einzig wahren Leseglück kommt man um die Werke einer Annika Büsing partout nicht herum. Diese begeistern vom ersten bis zum letzten Satz. Aber nicht nur deshalb bedeuten diese ein Juwel von größter Seltenheit. "Koller" zum Beispiel ist so wunderbar anders als die meisten Neuerscheinungen 2023. Weil keine Liebesgeschichte, aber eine Geschichte über Liebe. Über die Suche nach Zugehörigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung. Rasant und mit entwaffnender Direktheit wird von Menschen erzählt, die herausfinden müssen, was sie wirklich vom Leben wollen und warum sie den Erwartungen anderer entkommen müssen, um es zu erreichen. "Koller" liest sich als eine Art "Tschick" der Erwachsenenliteratur, allerdings mit dem besonderen Etwas. Absolut genialst!

Annika Büsing kann schreiben, und zwar so grandios, dass einem gleich ab der ersten Seite ihrer Geschichten ganz schwindelig wird. Mit den Romanen der deutschen Autorin bekommt man Literatur auf erzählerisch höchstem Niveau in die Hände. Nicht anders ist es bei "Koller". Der zweite (Genie-)Streich von Büsing bedeutet Unterhaltung in ihrer betörend-schönsten Form. Definitiv zum Niederknien! Hier haut's einen nach nur wenigen Sätzen glatt vom Hocker. Zumal die Story ähnlich wie "Nordstadt" durch sprachliche Eleganz, außerdem ungewöhnlichere Wortbilder brilliert. Etwas, das man nur von den wenigsten Veröffentlichungen auf dem internationalen Buchmarkt behaupten kann.

Susann Fleischer
10.07.2023

Diese Rezension bookmarken:

Social Bookmarking