Krimis & Thriller

Ein Japan-Krimi auf höchstem literarischem Niveau, außerdem in grandiosester britischer Sherlock-Holmes-Tradition

Es ist der Winter 1937, und der Ort Okamura befindet sich in Aufruhr: Die renommierte Ichiyanagi-Familie wird ihren Sohn vermählen. Aber unter den Tratsch über das anstehende Fest mischt sich das besorgniserregende Gerücht, dass ein maskierter Mann durch das Städtchen streift und die Leute zu den Ichiyanagis ausfragt. In der Hochzeitsnacht erwacht die Familie durch einen Schrei, auf den eine unheimliche Melodie folgt. Der Tod ist gekommen und hat keine weitere Spur als ein blutiges Samurai-Schwert hinterlassen, das im reinen Schnee im Hof des Hauses steckt, ohne irgendwelche Fußspuren und bedacht der Tatsache, dass der Raum, in dem das Verbrechen stattfand, von innen verschlossen war. Ein echtes "Locked-Room-Murder-Mystery".

Der Mord gibt Detective Inspector Tsunejiro Isokawa und seinen Polizeikollegen Rätsel auf, war doch das Schlafzimmer von innen verschlossen. Deshalb wird der private Ermittler Kosuke Kindaichi zu dem Fall dazu gerufen. Und der macht gleich mehrere Verdächtige aus. Da ist zum einen der mysteriöse Mann mit den drei Fingern, zum anderen Saburo Ichiyanagi, der Taugenichts eines Sohns, zudem ein begeisterter Leser und Sammler von Kriminalromanen. Er würde vom Tod seines Bruders am meisten profitieren. Schließlich hat Kenzo ihn zum Begünstigten seiner Lebensversicherung gemacht; immerhin 50.000 Yen. Doch Saburo hat das beste Alibi. Da erklingt die Nacht darauf erneut das Koto auf dem Anwesen der Ichiyanagis. Ein weiterer Mord?

Crime-Time der absoluten Extraklasse - auf der Suche nach einer Extraportion Spannung gepaart mit genialster Ermittlungsarbeit kommt man um Seishi Yokomizos Romane partout nicht herum. Diese sind ein echtes Lektürehighlight. "Die rätselhaften Honjin-Morde" hat nicht nur Hitpotenzial, sondern außerdem das Zeug zum Krimiklassiker à la "Das Zeichen der Vier" oder "Tod in den Wolken". Von Kosuke Kindaichis erstem, aber längst nicht letztem Fall wird einem ganz schwindelig. Man liest sich hier in einen wahren Rausch und bekommt darüber von der Welt um sich herum nichts mehr mit. Der japanische Autor schreibt Krimiliteratur par excellence. Seine Bücher zu lesen, ist das Beste auf der Welt. Hoffentlich folgt ganz bald die Fortsetzung!

Die Krimis aus der Feder von Seishi Yokomizo stehen denen eines Arthur Conan Doyle oder einer Agatha Christie in nichts nach. In "Die rätselhaften Honjin-Morde" wartet auf (fast) jeder Seite eine neue Überraschung auf den Leser. Die Story begeistert vom ersten bis zum letzten Satz; auch und vor allem, weil der Rezipient hier selbst zum Hobbydetektiv wird. Man grübelt mit den Ermittlern mit, lässt sich auf Yokomizos raffiniertes Krimispiel ein. Das Ergebnis: ein Geniestreich, der das meiste im Bücherregal glatt in den Schatten stellt!

Susann Fleischer 
10.10.2022

 
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Das Buch:

Seishi Yokomizo: Die rätselhaften Honjin-Morde. Kriminalroman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe

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Berlin: Blumenbar 2022 206 S., € 20,00 ISBN: 978-3-351-05109-9

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