Gedichtbände

Gedichte von ursprünglicher Kindlichkeit

Ein schmales Bändchen liegt in den Händen des Lesers, und ebenso leicht kommt die literarische Kost daher. Nelly Detterer hat mit ihrem Buch "Stich der Rose" etwas geschaffen, was vielen auffallen wird. Es ist die Ursprünglichkeit, die sich in ihren Gedichten findet, ihre schlichte Kindlichkeit.

Dieser Charakterzug verrät sich nicht nur im Sprachlichen, sondern auch in den Gedanken selber. Ein guter Beleg dafür ist das Gedicht "Im 20. Jahrhundert". Wer möchte nicht unterschreiben, was Nelly Detterer an den Schluss dieses Stückes ganz knapp so formuliert: "Es herrscht wieder Frieden und dass es keine Kriege mehr gibt!"

Die Inhalte kreisen um die Menschen und um die Beziehungen zwischen Menschen, oft auch um Erscheinungen der Natur. Das macht das Bändchen auch so nahbar. "Stich der Rose" besteht aus zwei Teilen: einem längeren Gedichtteil und einem kürzeren mit Aphorismen. Die Wertung dieser Texte ist zwar, wie immer, eine höchst subjektive Angelegenheit, aber die meisten dürften im Teil Gedichte einen größeren Lesegewinn holen.

"Ein Tag ohne dich", so beginnt das erste Gedicht. Die Passagen sind schwebeleicht und direkt angelegt, es fehlt - glücklicherweise - an endlosen Verschachtelungen und auch akademische Verstiegenheit fehlt hier völlig. Das zeichnet das Bändchen überhaupt aus, diese Verständlichkeit.

Fällt etwas an Nelly Detterers Sprache auf? Wer genau hinsieht und hineinliest, erkennt ihre erste Besonderheit: Es sind die Inversionen in ihrem Satzbau, die sich wiederholt zeigen. Da heißt es: "Dann läufst du weg und fast weinst." Oder: "Viel schöner wäre aber / Zu zweit erleben das!" Ist es ein kindliches Zurechtrücken der Worte im gewünschten Versmaß, ein bloßes Unbekümmertsein? Ähnlich verhält es sich mit reflexiven Verben, die im Duden gar keine sind. Wer dichtet, ist jederzeit frei. Man könnte auch Nelly Detterer Aphorismus zitieren: "Die Liebe kennt keine Regeln der Vernunft." Das gilt auch für die Texte in diesem kleinen Buch.

Es gibt noch eine zweite Besonderheit, nämlich jene ihrer Rhythmik. Gelegentlich verzichtet sie völlig darauf. Auch hier schließt sich die Frage an: Regt sich hier das Kind in der dichtenden Seele? Will hier jemand bloß spielen? Aber es gibt auch die abgerundeten, die harmonisch klingenden und singenden Passagen wie:

"Wir fanden uns 
Und konnten nichts machen: 
Keinen Schritt nach vorne 
Und keinen davon."

Ronald Roggen
10.01.2011

 
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Das Buch:

Nelly Detterer: Stich der Rose. Gedichte und Aphorismen

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Frankfurt am Main: Frankfurter Literaturverlag 2007
70 S., € 7,90
ISBN: 978-3-8372-0009-6

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