Dramen

Laute Weinseligkeit und stilles Lektorat

Günter Baum, der heute im Fränkischen wohnt, gehört zu den rührigen unter den Autoren. Es war immer sehr viel los in seiner Biografie, und es ist viel los in seinem Innern. Da kommen Schriftstellerei und Schauspielerei zusammen, Ernstes und Komödiantisches. Lachen mit viel Ernst dahinter - Günter Baum meint das Lachen ernst. Lachen ist für viele seiner treuen Leser wohl auch so etwas wie Medizin. 

Vieles aus seinem Gesamtwerk ist für die Bühne geschrieben, alles für die Lebensbühne. Diesmal ist ihm mit "Lore-lei" eine Burleske gelungen, über die sich ein dankbares, gemütliches Publikum freuen darf. Alles wird mit Regievermerken ausgestattet, so dass man als Leser bald einmal das ganze Theater vor seinen Augen hat und glaubt, unten an der Seite applaudieren zu dürfen. 

Die ganze Publikation atmet Theaterluft. Während vorne die Spielorte wechseln, vom Weinlokal in die Wohnstube und von dort wieder zurück, gewährt der Autor ganz hinten Platz für eigene Anweisungen. Dazwischen wird zitiert und gesungen. Deutsche Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, gemacht für einen befreienden Abend irgendwo auf dem Land. Da wird auch geküsst und getrunken, wie es sich gehört. Günter Baums Schreibe ist geschaffen dafür. 

Dann, in einem zweiten Text, der Wechsel in den Verlag, dorthin, wo sich Lektoren mit Autoren raufen, geistig wenigstens, oft nur virtuell und mit innerer Distanz, meistens aber mit gegenseitigem Missverstehen. Dieser Sketch ist allen Autoren zur Lektüre empfohlen, die mit ihren Manuskripten irgendwo gelandet sind - nur nie in einem renommierten Publikumsverlag. Der Sketch "Das Manuskript" mag ihnen Trost sein, hier darf sich jeder Autor zur Verzweiflung noch ein verdientes Schmunzeln holen. 

Vielleicht gilt für Günter Baum, was Siegfried Lenz einmal formulierte: dass sein Schreiben ihm das Leben erst möglich macht - sinnvoll möglich. Schreiben hilft interpretieren und Schreiben teilt mit. Bei Günter Baum ist immer eine Unkompliziertheit am Werk, die ansteckt und befreit. Das spürt man, wenn man in "Lore-lei" die Chorpassagen liest und ins Mitsingen einstimmt. Das ist nicht etwa verboten und war es auch nie. Der Autor weiß es und nutzt es. Insofern spielt er mit dem heimlichen Wunsch seiner Leser, die am liebsten auch so wären wie er. Etwas unbekümmerter jedenfalls, oder lustvoller.

Ronald Roggen 
25.03.2013 

 
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Das Buch:

Günter Baum: Lore-lei. Eine Burleske und ein Sketch

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Norderstedt: BoD - Books on Demand 2013
52 S., € 7,50
ISBN: 978-3-8482-4706-6

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