Medien & Gesellschaft
Was kostet die Welt?
Der russische Autor G. Gaev hat in seinem "O tempora, o Preise" eine Sammlung von Ausschnitten aus Printmedien, dem Internet und dem 1. Russischen Fernsehkanal zusammengestellt. Überwiegend bedient er sich dabei russischer Presseerzeugnisse wie "Vokrug Sveta", "AiF", "Metro" und "Expert" und Publikationen russischer Autoren, seltener Zeitschriften wie "GEO". Bezeichnenderweise enden seine wie ein Kaleidoskop zusammengefügten Artikel unter der Nummer 186 mit "Das höchste Honorar der Dichterin", einem Auszug aus G. Ivanovs "Petersburger Nächte".
Damit ist bereits der Grundtenor dieses sehr amüsant zu lesenden "O tempora, o Preise" angedeutet. Es geht in seinem Streifzug durch die Jahrhunderte im Wesentlichen um die Frage, was Geld und Waren wert sind und wie damit umgegangen wird. Immer wieder stehen im Mittelpunkt Kosten, zum Beispiel das Etat des japanischen Kaisers, die Bezahlung der Literatur Puschkins oder auch die Münzprägung im Mittelalter. Das Spektrum ist sehr weit gefächert. Es spart auch Persönlichkeiten wie Aristoteles Onassis und Marilyn Monroe sowie Michelle Obama und den ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy nicht aus.
Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, es ist der Reiz von Zahlenspielereien, aber es steckt wesentlich mehr dahinter, denn der Leser begibt sich mit den Zahlen auf eine Zeitreise und hin zu verschiedenen Kulturen, auch Gewohnheiten, wenn über die Preise von Kostbarkeiten berichtet wird. Das schließt sowohl Schmuck und Edelsteine ein, aber auch extrem teure Lebensmittel wie den Kaffee Kopi Luwak, für dessen Genuss der Gast im Restaurant sechzig Dollar pro Tasse bezahlen muss.
Artikel über Versteigerungen und Tauschgeschäfte lassen den Leser schmunzeln. Erstaunt nimmt er eine Auflistung der teuersten Versteigerungsartikel zur Kenntnis und erfährt unter anderem, zu welchem Preis Diamanten, Dokumente und Musikinstrumente den Besitzer gewechselt haben.
Man spürt, dass G. Gaev dieses "O tempora, o Preise" mit viel Witz und Humor zusammengetragen hat und ihm eine umfangreiche Recherche vorausgegangen sein muss. Es ist wie eine Aufforderung, sich den Printmedien aufmerksamer zuzuwenden, auch wenn die vorrangig zitierten Presseerzeugnisse nicht jedem zugänglich sind, aber das macht sicher den besonderen Reiz für Leser in Deutschland aus und weckt ihre Neugierde.
Dr. Helga Miesch
27.05.2013