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Biographie

Danke, Uli!

Sage und schreibe 60 Titel heimste er mit seinem FC Bayern München ein, anfangs als pfeilschneller Außenstürmer, später als Manager und schließlich als Präsident des Vereins. Die Rede ist natürlich von Uli Hoeneß, dem Patriarchen von Deutschlands erfolgreichstem Fußballklub. In den Siebzigern brillierte er zusammen mit Maier, Müller und Beckenbauer und schuf mit drei Europapokal-Triumphen die Grundlage für den nachhaltigen Erfolg des Vereins. Nachdem er seine Karriere aufgrund einer schweren Knieverletzung bereits mit 27 Jahren beenden musste, begann er als Manager, sich umgehend zum Baumeister des großen FC Bayern aufzuschwingen. Ohne Bilanzzahlen für sich und für das Lebenswerk Uli Hoeneß' sprechen zu lassen, kann konstatiert werden, dass der FC Bayern heute nicht das globale fußballerische Schwergewicht wäre, hätte Uli Hoeneß nicht die Geschicke des Vereins übernommen.

Am Freitag, den 15. November 2019, war es nun soweit. Eine neue Zeitrechnung hatte für den FC Bayern, gar für den deutschen Fußball begonnen. Uli Hoeneß trat im Rahmen der Jahreshauptversammlung des FC Bayern von seinem Posten als Präsident des Vereins zurück und übergab das Amt an seinen Nachfolger Herbert Hainer. Ein halbes Jahrhundert Hoeneß war damit zu Ende gegangen, eine Situation war eingetreten, die sich viele Fans des FC Bayern und des Fußballs überhaupt nicht vorstellen konnten. Fußball ohne Uli Hoeneß, geht das überhaupt? Zu groß war das omnipräsente Wirken des Mannes aus Ulm, der ganz nebenbei zu seiner Management-Tätigkeit mit seiner Wurstfabrik in Nürnberg noch ein separates Imperium hochgezogen hatte. Anscheinend ist der Fall aber doch eingetreten, und es wird fortan ein Vakuum in der deutschen Fußballlandschaft geben, das sich definitiv nicht füllen lassen wird.

Anlässlich des Rücktritts von Uli Hoeneß hat Ulrich Kühne-Hellmessen im Werkstatt Verlag mit "Servus Uli: Ein Leben für den FC Bayern" eine bebilderte Laudatio herausgebracht, die das Schaffen des Mister FC Bayern angemessen würdigt. Auf 144 Seiten gelingt es dem Journalisten, Hoeneß' gesamte Karriere Revue passieren zu lassen und zahlreiche Anekdoten zum Besten zu geben. Im Vorwort schildert Kühne-Hellmessen sein erstes Zusammentreffen mit Hoeneß, wie er 1984 als junger Redakteur des "Kicker" erstmals den Bayern-Manager interviewte. Dreieinhalb Jahrzehnte lang kreuzten sich die Wege von Autor und Hoeneß immer wieder, und so manch scharfe Klinge wurde dabei stets respektvoll ausgefochten. Nach einigen Zahlen, Daten und Fakten geht das vorliegende Buch schließlich in medias res und überzeugt mit einem informativen Mix aus Bildern und Texten.

In sieben Kapitel hat Hellmessen sein Material gegliedert, um den Spieler, den Erfolgsmenschen, aber auch den privaten Menschen darzustellen. Darüber hinaus thematisieren eigene Kapitel Hoeneß' Verhältnis zu seinen Trainern oder seinen Umgang mit Stars und Promis. Natürlich darf die Abteilung Attacke nicht fehlen, bleibt schließlich noch ein finales Kapitel, das den Mann vom Tegernsee als besonderen Menschen mit ganz viel Herz charakterisiert. Dadurch dass Kühne-Hellmessen nicht maximal viele Schnappschüsse auf den Seiten aneinanderreiht, sondern jedes Bild mit einem ausführlichen Text hinterlegt hat, erhält "Servus Uli" keinesweges den Charakter eines Albums, durch das man einfach hinwegblättert. Es finden sich stattdessen selbst für eingefleischte Bayern-Fans viele noch nie gesehene Aufnahmen, auch weiß Kühne-Hellmessen dank seiner jahrzehntelangen Nähe zu Hoeneß viele Anekdoten zu berichten, die nicht dem allgemein bekannten Fundus entstammen.

Bei der anerkennenden Darlegung von Hoeneß' Lebenswerk darf natürlich der Makel in seiner Vita nicht fehlen. Die Steuervergehen des Uli H., ob derer er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, liegen zwar wie ein Schatten über seiner Erfolgsgeschichte, doch auch hier haben sowohl Hoeneß in seinem stets offenen Umgang mit diesem Fehler als auch Kühne-Hellmessen in seinem Buch Wege gefunden, diesen Sündenfall nicht zu verschwiegen, sondern klipp und klar als Tiefpunkt zu verurteilen. Damit wird "Servus Uli" schließlich eine runde und keineswegs propagandistische Sache, ein Buch, das angesichts der Bedeutung für den FC Bayern München in keinem Bücherregal eines Bayern-Fans fehlen darf. Danke, Uli!

Christoph Mahnel
16.12.2019

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