Erzählbände & Kurzprosa

Das Paradies auf Erden - Versuch zwei

Nach zahlreichen interdisziplinären Sachbüchern wagt sich Lothar Höhn mit "Die wundersame Paradiespflanze" in den Bereich der Belletristik. Seine Novelle ist streng genommen dem Science-Fiction-Genre zuzuordnen, spielt sie doch mit dem Gedanken einer Entdeckung, die nichts weniger als die Schaffung eines neuen Utopias und den ewigen Weltfrieden mit sich bringt: Aus der Perspektive dieser Zukunft wird die Geschichte von Gottfried Heiler erzählt, der vor hunderten von Jahren, also unserer Gegenwart, etwas in Gang gesetzt hat, was den Lauf der Menschheit für immer verändern sollte. Wieder ist es eine Pflanze, die eine entscheidende Rolle in diesem Paradies spielt. Dieses Mal jedoch verführt sie nicht zum Bösen, sondern lässt die Menschen fast ewig leben und veredelt noch dazu signifikant ihren Charakter - mit Folgen, die sich in ihrer positiven Tragweite noch nicht abschätzen lassen ...

Die Erlangung und die Vermittlung von Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen hatte für Lothar Höhn schon immer eine ganz besondere Bedeutung: Nach über 30 Jahren als Vollzeitlehrer an einem Gymnasium in Frankreich wird er 2004 Teilzeitlehrer an einem Schweizer Gymnasium und kann sich so erstmals der schriftstellerischen Tätigkeit widmen. Seine Themen drehen sich immer um das große Ganze: Philosophie, Psychologie, Theologie und Politik beschäftigen ihn, und schon bald folgen erste Veröffentlichungen: Nach den Diskursen um den freien Willen ("Freier Wille - ein Trugschluss?", 2013) und dem Wesen der Normalität ("Was ist verrückt? Was ist normal? Die universelle Norm als Maßstab", 2015) ist es 2018 seine Utopie eines Weltfriedens ("Das Ende der menschlichen Zivilisation oder ein dauerhafter Weltfriede. Vision einer futuristischen Weltordnung", 2018), die als Inspiration für "Die wundersame Paradiespflanze" dient.

Die Novelle um die "Vernunftwerdung" des Menschen spielt hierbei auf erfrischende Art und Weise mit Narrativen und Klischees: Nicht aus dem Amazonas-Dschungel kommt die Heil bringende Wunderpflanze, sondern aus dem Wald nebenan. Nicht ein verwegener Abenteurer oder millionenschwerer Unternehmer entdeckt sie, sondern ein gebrechlicher 90-Jähriger. Nicht ein Ringen um Vorteile und Profite entbrennt nach ihrer Entdeckung, sondern es bricht sich etwas Bahn, was man wohl als das verbindende Element jedes einzelnen Menschen bezeichnen würde: Das Streben nach Frieden, Freiheit und Harmonie.

Im Buch ist es zwar eine geheimnisvolle Pflanze, die der Menschheit den so nötigen Schups in eine glänzende Zukunft gibt - aber in der Realität vermag die Geschichte auch ohne solche Hilfsmittel Optimismus zu säen: Statt den Kampf für eine gerechtere Zukunft schon heute für gescheitert zu erklären, lässt sie sich den Leser vielmehr fragen: Was wäre, wenn ...?

Gerrit Koehler 
18.09.2023

 
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Das Buch:

Lothar Höhn: Die wundersame Paradiespflanze

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Offenbach: August von Goethe Literaturverlag 2023 146 S., € 13,80 ISBN: 978-3-8372-2689-8

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