Erzählbände & Kurzprosa

Mit der weißen Iris blüht Asterix wieder auf

Wenn es eine echte Institution im Bereich der franko-belgischen Comics gibt, so ist das "Asterix". Mit "Die weiße Iris" erscheint bereits der 40. Band der Reihe. Seitdem der verstorbene Albert Uderzo nicht mehr als Autor fungieren kann, hatte die Serie allerdings ein paar qualitative Durchhänger. Da darf man gespannt sein, was nun Fabrice Caro alias Fabcaro leistet, der in diesem Band erstmals für den Text verantwortlich ist.

Noch immer trachtet Cäsar danach, ganz Gallien zu besetzen. Dieses Mal schickt er den römischen Arzt Visusversus in ein gewisses Dorf unbeugsamer Gallier. Diese soll er durch seine Methode der weißen Iris in einen ungefährlichen Haufen von achtsam-friedlichen Menschen verwandeln. Gleichzeitig erhält Visusversus den Auftrag, die Legionäre des nahen Militärlagers Babaorum neu zu motivieren. Schnell kommt es zu ersten Erfolgen - besonders bei der Frau des Gallier-Häuptlings Majestix.

Fabcaro gestaltet den neuen Asterix-Band so, als habe er nie etwas anderes gemacht. Der Franzose liefert nicht nur eine abwechslungsreiche, sondern auch sehr vergnügliche Geschichte. Die Komik erstreckt sich über viele Ebenen. Mit dabei sind klassischer Wortwitz, Klamauk, versteckte Anspielungen und auch eine Slapstick-Einlage, die es so in Asterix-Comics selten gab. Bei der Lektüre lassen sich zahlreiche amüsante Verweise auf unsere Gegenwart und die Pop-Kultur zu entdecken. Das reicht vom phrasendreschenden Life-Coach über "Klimakleber" bis zum Ärger mit der Bahn oder Star Wars.

Insgesamt lässt sich der Comic auch ohne Vorwissen mit Vergnügen lesen. Durch diverse Bezüge zu früheren Bänden kommt aber besonders das mit den Galliern bereits vertraute Publikum auf die Kosten. Fabcaro zeigt sich als echter Asterix-Kenner und sprüht auf einigen Seiten nur so vor Ideen. An einigen Stellen ist die Textdichte möglicherweise etwas zu hoch. Allerdings machen diese vielen, oft komisch-verspielten Aussagen auch immer wieder einen Reiz des Comics aus.

Für die Zeichnungen ist Didier Conrad und damit fast schon ein alter Hase verantwortlich. Immerhin gestaltet der Künstler schon mehr als ein Jahrzehnt die Optik der Asterix-Comics. Der Zeichner hat seinen Stil sichtlich dem des legendären Künstlers Uderzo angepasst, der über viele Jahre die Geschichten vom gallischen Dorf bebilderte. In diesem Band gefällt besonders die ausdrucksstarke Mimik vieler Figuren. Das gilt nicht nur für altbekannte Charaktere wie Majestix. Auch die Wechsel im Minenspiel von Visusversus gestaltet Didier Conrad sehr ansprechend. Da darf man dem französisch-schweizerischen Comiczeichner einige etwas langweilige, unifarbene Bildhintergründe nachsehen.

Lob verdient hat auch Klaus Jöken, der den Comic nicht nur aus dem Deutschen übersetzt, sondern dabei auch stimmig adaptiert hat. Dabei passt er bei seiner Übertragung immer wieder geschickt die Vorlage für ein deutsches Lesepublikum an, wo dieses nötig ist. Bestes Beispiel dafür ist ein Auftritt des Sängers Troubadix. Dessen Repertoire erweist sich nämlich als komische Verballhornung von deutschem Liedgut. Das reicht vom "Höhner"-Cover "Das ist prihima, vivaa Luteetia" über Grönemeyers "Männer"-Variante "Gallier haaaben's schwer, neeehmen's leicht" bis zum Ärzte-Song über eine besondere Beziehung zwischen Mensch und Vierbeiner, nämlich: "Claudius hat 'nen Schäfeeer-huuund ..."

Beim Teutates! Mit "Die weiße Iris" erblüht die Asterix-Reihe in neuer Pracht und Fabcaro gelingt gleich im ersten Versuch einer der besten Bände der Serie.

Ingo Gatzer 
04.03.2024

Anmerkung der Redaktion: Das 40. Abenteuer von Asterix und Obelix "Die Weiße Iris" ist im deutschsprachigen Raum bei Egmont Ehapa Media erhältlich. Hier geht's zur Webpage und zur Bestellmöglichkeit direkt beim Verlag. Zum Weiterstöbern können Sie auch gerne allgemein auf www.egmont.de gehen.

Copyright des Covers: ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2024 HACHETTE LIVRE / GOSCINNY-UDERZO

 
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Das Buch:

Fabcaro & Didier Conrad: Asterix - Band 40: Die weiße Iris. Aus dem Französischen von Klaus Jöken

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Berlin: Egmont Ehapa Media 2023 48 S., € 13,50 ISBN: 978-3-7704-2440-5

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