Erzählbände & Kurzprosa
Eine Feriengeschichte für Jung und Alt
"Warum können wir nicht einmal einen normalen Ausflug machen? Wie andere Leute auch! Ohne Stress."
Hannah ist sieben, als der "Stress" beginnt, mittlerweile ist sie doppelt so alt: Alle Jahre wieder geht es mit dem VW Bulli Richtung Campingplatz in die Ferien. Danach wird ein weiterer Sticker als Souvenir auf den mittlerweile fünfzig Jahre alten Hippie-Kleinbus geklebt.
Hannah aus Luxemburg freut sich auf den Gardasee, den Ausflug nach Venedig und den Abstecher in die Schweiz. Müsste sie unterwegs nur nicht für das Nachexamen in Mathe büffeln. Denn viel lieber ist sie in Gedanken bei Maurice, einem schönen Jungen an ihrem Gymnasium. Oder steht per iPhone in Dauerkontakt mit ihren Freundinnen.
Am allerschlimmsten aber ist für Hannah ihre chaotische Familie: Ihr Camper-Vater, der nervende kleine Bruder Theo sowie Mutter mit ihren beiden Chihuahua-Lieblingen und die mitgereiste Tante sind nicht mehr zu ertragen. Sicher, Familie ist immer peinlich, wenn man vierzehn ist, aber Hannah hat es besonders schwer: "Das hält ... kein ... Mensch aus!" Ein normaler Tag ist nicht mehr drin.
Mit Neid blickt Hannah auf ihre Klassenkameraden, die in den Ferien auf die Malediven, nach Singapur oder in die USA fliegen. Da verkündet ihr Vater: Es waren die letzten Bulli-Ferien. "Jetzt kommt halt etwas Neues in unser Leben", meint ihre Mutter. Hiobsbotschaft oder Erlösung? Wird Hannah später einmal die Jahre schätzen, in denen sie mit dem coolen Gefährt durch Europa reisen durfte? Zugegeben: Ein wenig liebenswert ist ihre Familie ja schon ...
Eine kleine Erzählung, frisch und kurzweilig in Inhalt und Sprache, wie der Sommer, den sie unbekümmert einfängt. Die jahrelange Suche einer Familie nach einem Rest von großer Freiheit, erlebt aus Sicht der jugendlichen Protagonistin Hannah.
Dr. Annette Debold
08.06.2020