Erzählbände & Kurzprosa

Unterschiedliche Menschen - unterschiedliche Geschichten

Das Leben ist und bleibt für viele Menschen ein Rätsel: Ein winziger Moment kann längst gefasste Pläne durcheinanderbringen, die Bekanntschaft mit fremden Menschen kann weitreichende Auswirkungen haben und Erinnerungen aus der Vergangenheit können bis in die Gegenwart hineinreichen, sodass sie das Handeln des Menschen lenken. Mit solchen Phänomenen und noch vielen anderen einzigartigen Erlebnissen beschäftigt sich Christopher Kloeble in seinem Erzählband "Wenn es klopft".

Im Mittelpunkt der elf Erzählungen stehen Menschen, die auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden sind. Sie kennen sich zwar nicht, aber haben doch die gleiche Eigenschaft: Sie sind einsame Gestalten, für die ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Da ist ein 17-jähriger Junge, dessen Mutter im Krankenhaus dahinvegetiert, von der er sich aber nicht lösen kann, obwohl er den Wunsch nach Unabhängigkeit verspürt. In einer anderen Erzählung trifft ein 32-Jähriger, ehemaliger Student, auf die blutjunge Mari, die nicht so unschuldig ist, wie es anfangs scheint. Die Mutter wirkt dabei auch noch unterstützend - hat sie den jungen Mann doch mit ihrer Tochter bekannt gemacht.

In "Mondfuge" macht ein kleines Mädchen grausame (sexuelle?) Erfahrungen durch ihre eigene Mutter, die Erinnerung wird später im Erwachsenenalter bei der Betrachtung eines bestimmten Sessels wachgerufen. Denn schließlich saß die Mutter immer darin und deshalb wird das Möbelstück von der inzwischen jungen Frau ausschließlich mit der Mutter und somit mit den tragischen Erinnerungen in Verbindung gebracht. Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Erzählungen Kloebels, die allesamt von ähnlicher eindrucksvoller Tiefe geprägt sind.

Christopher Kloeble gelingt es mit seinem neuen Buch "Wenn es klopft" einen Erzählband zu schaffen, der mit leisen, aber eindringlichen Tönen Auszüge aus dem Leben unterschiedlicher Menschen erzählt. Seine exzellente prosaische Sprachgewalt, gepaart mit atmosphärischer Dichte und emotionaler Tiefe, berührt den Leser, sodass dieser von einer Erzählung zur nächsten regelrecht fließt und leider viel zu schnell am Ende des Buches angelangt ist. Mit viel Vorsicht spricht er (Tabu-)Themen wie Vergewaltigung, Prostitution und Hänseleien an, die den Rezipienten aber nicht einsam zurück lassen. Kloeble zeigt mit diesem Buch, dass der Literaturförderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung für seinen Debütroman "Unter Einzelgängern" zu Recht an ihn ging. Das Buch unterhält nämlich nicht nur mit bloßen Geschichten, vielmehr regt es zum Denken über das eigene Leben an.

Susann Fleischer
13.07.2009

 
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Das Buch:

Christopher Kloeble: Wenn es klopft. Erzählungen

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München: dtv 2009
200 S., € 14,90
ISBN: 978-3-423-24720-7

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