Wissenschaften
Eins mit Allem … ist mir alles eins?
Kurt Spalinger-Røes, Betreiber der philosophischen Homepage "bulmo.ch" und wohnhaft in Wohlen in der Schweiz, schafft es in seinem neuen Buch, TEXT ... mit Risiken und Nebenwirkungen, sich auf informative und amüsante Art und Weise, aber dennoch mit dem nötigen Tiefgang, den großen Themen der menschlichen Existenz zu nähern:
Schon seit Urzeiten hat es den Menschen beschäftigt, woher er kommt, warum er existiert und wohin er geht. Diese Überlegungen, als sogenannte Existenzphilosophie schon lange vielleicht die wichtigste Säule der Philosophie als Wissenschaft, waren in ihrer höchsten Ausprägung allerdings lange den Philosophen selbst vorbehalten, zu abstrakt und abgehoben schienen sie durch alle Zeiten den meisten Menschen im Alltag.
Das hat sich in den letzten Jahren jedoch nachhaltig geändert: Nach den Erfolgen der zahllosen Bücher, Filme und weiteren Beiträgen mit existenzphilosophischen Einschlägen scheint es so, dass das Thema endlich im Mainstream angekommen ist - die Freude des Menschen an den großen Fragen der eigenen Existenz, des "Wie?", "Warum?" und "Wohin?" ist also nicht nur ungebrochen, sondern hat sich sogar noch mehr verbreitet. Und das ist auch gut so, denn es ist doch sehr beruhigend, dass das Denken auf hohem Niveau, über die Struktur des Universums und über das, was alles zusammenhält, nicht mehr wie früher nur vergeistigten Philosophen im Elfenbeinturm ihrer Wirkstätten vorbehalten bleibt, und die Fragen nach dem Einssein mit Allem den Menschen eben doch nicht "allen eins" sind.
Heutzutage hat in einem Maße wie nie zuvor jeder die Möglichkeit, wenn er denn Zeit und Muße findet, sich über existenzphilosophische Gedanken weiterzubilden und vor allem sich eigene Gedanken zu machen. Dabei gibt es nur ein Problem: Um möglichst breite Leser- und Zuschauerschichten zu erreichen, mangelt es den Aufbereitungen und Betrachtungen heutzutage leider nur allzu oft an Tiefgang - was in Anbetracht der Tragweite der entsprechenden Gedanken und Überlegungen zu schade ist. Andererseits, gerade wenn es um die großen Denker der Vergangenheit und den oft sperrigen Formulierungen geht, fällt es auch dem geneigten Leser oft sehr schwer, den hochkomplexen Gedankengängen komplett zu folgen - auch das ist sehr schade, da es sich bei dem Thema doch nicht um die sprichwörtliche Raketenwissenschaft handelt, sondern um etwas, was trotz der Komplexität jeden betrifft.
Umso schöner, wenn es doch wieder einen Lichtblick auf diesem Gebiet gibt: Kurt Spalinger- Røes schafft es doch tatsächlich, eben diese Nachteile vieler Publikationen der letzten Zeit hinter sich zu lassen und gleichsam mit dem Rüstzeug der "alten Meister" als auch einem umfassenden Diskurs aus eigenen Gedanken mit diesem Buch zu überzeugen. Gerne bezieht er sich, wie in einem guten wissenschaftlichen Text üblich, auf diverse (belegte) Quellen, käut aber nicht nur die Überlegungen anderer wieder, sondern nutzt sie geschickt als Basis für sein eigenes Denkkonstrukt. Dabei wirkt er an keiner Stelle überheblich, geschweige denn belehrend - was für den Leser mehr als angenehm ist, da er oder sie auf die Art angeregt wird, sich selber Gedanken zu machen, zustimmende, oder vielleicht auch ganz konträre, in jedem Fall jedoch Gedanken, die einen weiterbringen - wenn dies die Nebenwirkungen sind, vor denen "gewarnt" wird, mehr davon! Denn so geht man aus der Lektüre des Textes auf jeden Fall klüger raus, als man hineingegangen ist ...
Gerrit Koehler
22.04.2014