Wissenschaften

Die Welt , bevor wir sie kannten

Der Franzose Jules Verne gilt als der Literat mit dem fortschrittlichsten Denken. Romane wie "20.000 Meilen unter dem Meer" und "Von der Erde zum Mond" zeugen von seiner Phantasie, deren Utopien heute größtenteils zur Realität geworden sind - so wie auch die Träume großer Männer wie James Cook, Alexander von Humboldt oder Juan de Fucas, die mit "Die großen Seefahrer und Entdecker" posthum die ihnen gebührende Beachtung bekommen. Und dies mit solch einer sprachlichen Brillanz, wie sie einzig einem (literarischen) Großmeister wie Jules Verne zukommt.

Die Geschichte der Entdeckung der Erde liest sich wie ein abenteuerlicher Roman, der ziemlich phantastisch und spannend anmutet und deshalb aufregenden Lesestoff bietet. Und doch gibt es hier entscheidende Unterschiede zur damaligen Wirklichkeit: Die Reisen der großen Seefahrer und Entdecker sind gepflastert mit allerlei Problemen, Entbehrungen und (körperlichen wie seelischen) Schmerzen, die so manchen an seinen Traum zweifeln, aber nie daran verzweifeln ließ. Denn mutig muss man sein, um unbekannte Gebiete zu erobern. Und ihnen ist noch mehr zu verdanken: Gäbe es nicht Männer wie Macartney, de Fonte, Mackenzie, Clarke und Clapperton, dann sähe die Welt wohl anders aus - gehören sie doch zu der Elite, die es wagten, in die neue Welt aufzubrechen.

Jules Verne macht aus jedem Material einen spannenden Stoff, der den Leser für sich einzunehmen weiß - so wie auch "Die großen Seefahrer und Entdecker". Dieses Buch stellt ein posthumes Denkmal der großen Männer des 18. und 19. Jahrhunderts dar, das unterhält und zugleich lehrend wirkt. Dies gelingt dem Franzosen vornehmlich mit seinen ethnologischen, geographischen und soziologischen Beobachtungen und Informationen, die auch in unser heutigen Zeit durchaus noch Geltung haben. Jules Verne ist ein Autor des Zeitlosen, der mit jedem Wort den Nagel auf den Kopf trifft. Und das macht auch "Die großen Seefahrer und Entdecker" aus, denn hier erscheint die Realität als ein Phantasiegebilde, von dem man sich liebend gerne unterhalten lässt.

Nur eine Frage stellt sich hier dann doch ein: Warum wird das vorliegende Buch mit "Roman" untertitelt? Es lässt sich nicht abstreiten, dass "Die großen Seefahrer und Entdecker" einen literarischen Wert - wenn auch mit Vermengung historischer Fakten - besitzt. Aber dem Buch dieses Genre zuzuschreiben, ist dann doch ein wenig weit hergeholt. Aber das tut dem Lesegenuss wohl kaum einen Abbruch.

Susann Fleischer
07.03.2011

 
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Das Buch:

Jules Verne: Die großen Seefahrer und Entdecker. Eine Geschichte der Entdeckung der Erde im 18. und 19. Jahrhundert. Aus dem Französischen von Claudia Schmölders

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Zürich: Diogenes Verlag 2011, Neuausgabe
512 S., € 12,90
ISBN: 978-3-257-21401-7

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