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Die ganze Welt auf 448 Seiten

Der Mensch kann auf eine beachtliche Vergangenheit zurückblicken - um genauer zu sein auf circa drei Millionen Jahre Geschichte, als man erstmals vom modernen Menschen spricht, der mit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht großräumig gestaltend in seine Umgebung eingriff. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende unterlag nicht nur die Erde einem Wandel, sondern auch die Menschheitsgeschichte, die bis heute Zeugnis von großen Herrschern, grausamen Schlachten und weltverändernden Entdeckungen ist. Bei der Fülle an Informationen und Fakten lohnt es sich, ein Buch wie Wolfgang Seidels "Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?" zur Hand zu nehmen und darin zu blättern, zu schmökern und zu studieren.

Wie es sich für ein gutes wissenschaftliches Buch gehört, gliedert Seidel seine Kapitel in Epochen, die sich allerdings nicht so eng zusammenfassen lassen wie im Geschichtsunterricht. In insgesamt zehn Abschnitte kann der Leser in die Historie eintauchen - ohne dabei Angst haben zu müssen, wichtige Details zu verpassen. Beginnend in der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis in die Moderne wird der Leser durch die einzelnen Schichten der Weltgeschichte geleitet und dabei auf Zusammenhänge und Parallelen aufmerksam gemacht, wie man sie in nie einer Schulstunde erfahren würde.

Die Reise durch die Weltgeschichte gerät dabei zum unterhaltsamen Ausflug durch fünf Kontinente und ihre Staaten, die zwar durch Grenzen voneinander abgegrenzt sind, aber in ihrer Entwicklung ähnliches durchleben und sich gegenseitig beeinflussen. So ging die Französische Revolution nicht ungehört unter, sorgte Luthers Thesenanschlag für weitreichende Umwälzungen in der katholischen Kirche und forderten Unabhängigkeitsbewegungen vieler ehemaliger Kolonien in Afrika und Asien ihren Tribut. Anhand von 650 historischen, politischen, kulturgeschichtlichen und wirtschaftlichen Schlüsselbegriffen durchstreift der Leser einzelne Epochen und taucht so in längst vergangene Geschehen immer wieder aufs Neue ein.

Wolfgang Seidels Sachbuch "Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?" gerät zu einem kurzweiligen Rundumschlag durch die Weltgeschichte, bei dem Unterhaltung und Wissen eine attraktive Verbindung eingehen und so Historie erleb- und fassbar macht. Dabei gelingt ihm das Kunststück, den Leser nicht mit unzähligen Fakten und Details zu überfordern, sondern stattdessen kurz und knapp einen globalen Überblick zu bieten, der mit seiner Übersichtlichkeit und Detailgenauigkeit zu überzeugen weiß. Die Lektüre dieses Buches gerät so zu einer viel zu kurz geratenen Unterrichtsstunde, die alle Themenbereiche des Wissens abdecken und damit als kompaktes Nachschlagewerk wertvolle Dienste leisten wird.

Susann Fleischer
04.10.2010

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