Wissenschaften

Klo-Lektüre

Ein knappes Drittel der Toilettenbesucher liest auf dem Klo. Doch wer liest schon etwas über das Klo? Und wer weiß überhaupt etwas über die Historie der Keramikschüssel mit Spülkasten, die er mehrmals täglich zur Verrichtung seiner Notdurft aufsucht? Daniel Furrers "Geschichte des stillen Örtchens" fasst alles Wissenswerte über den Ort zusammen, an den selbst der Kaiser zu Fuß geht.

Die ältesten Spuren von Toilettenanlagen finden sich auf den Orkney-Inseln und stammen aus dem dritten Jahrtausend vor Christus. Eine richtige "Latrinenindustrie" entwickelte sich jedoch erst im antiken Rom, wo öffentliche Bedürfnisanstalten staatlich betrieben wurden und unter Vespasian frei nach dem Motto "Geld stinkt nicht" gar eine Harnsteuer erhoben wurde. Sein Geschäft konnte man auch in Amphoren am Straßenrand verrichten, wobei die gesammelten Hinterlassenschaften bei Gerbern, Walkern und Färbern äußerst begehrt waren, die damit ihrem Handwerk erst nachgehen konnten. Dies war auch im Mittelalter noch der Fall, allerdings musste man sich in dieser Epoche vor einer unliebsamen Gewohnheit in Acht nehmen, schließlich entledigte man sich des Inhalts seines Nachttopfes häufig dadurch, dass man ihn einfach aus dem Fenster kippte, sodass nicht immer nur Gutes von oben kam.

In der Neuzeit begab sich dann die wassergespülte Toilette von England aus auf ihren Siegeszug. Hauptverantwortlich dafür zeichnete sich Sir John Harington, der mit seiner Erfindung mächtig Eindruck auf seine Patin Königin Elisabeth I machte. Vom Klappen- über das Pfannen- und Trichter-Klosett bis hin zur Absaug-, Erd- und Feuertoilette war letztlich für jeden Geschmack etwas geboten. Heutzutage beherrschen Flach- und vor allem Tiefspül-WCs den Markt und das Badezimmer mit integrierter Toilette hat sich längst als eigener Raum für die Pflege der Körperhygiene etabliert.

Daniel Furrers "Geschichte des stillen Örtchens" wirft – sozusagen durch die Klo-Brille – einen interessanten Blick auf die Entwicklung des Aborts über mehrere Jahrtausende hinweg. Dabei werden die sanitären Anlagen so detailliert wie möglich beschrieben und durch anschauliche Abbildungen dargestellt. Aufschlussreiche Einschübe über Themen wie Körperpflege oder die Geschichte des Bidets oder der Seife geben neben der Historie der Toilette und ihrer Benutzung soziokulturelle Einblicke in diverse Epochen und zeigen, dass hinter dem WC deutlich mehr steckt als zunächst vermutet. Diese "Geschichte des stillen Örtchens" ist garantiert kein Griff ins Klo!

Christian Götz
17.05.2010

 
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Das Buch:

Daniel Furrer: Geschichte des stillen Örtchens

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Darmstadt: Primus Verlag 2010
96 S., € 14,95
ISBN: 978-3-89678-828-3

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