Wissenschaften

Eine Wegweiser durch den (Fremd-)Sprachdschungel Deutsch

Von Glück kann jemand sagen, der bei sich daheim ein etymologisches Wörterbuch im Bücherregal stehen hat. Mit solch einem Nachschlagewerk muss nicht mehr befürchtet werden, dass irgendein daherkommendes Fremdwort nicht exakt bestimmt werden kann oder gar im falschen Zusammenhang gebraucht wird. Allerdings haben solche Lexika auch ihre Nachteile: Sie sind nicht sehr handlich, die Erläuterungen muten öfters recht wissenschaftlich an und die Anschaffung ist meistens recht kostspielig. Eine echte Alternative dazu liegt nun mit "How to use Fremdwörter without sich zu flambieren" von Andreas Schlieper vor. Denn im Gegensatz zu den oftmals trockenen wissenschaftlichen Staubfängern liegt hier ein kompaktes, handliches Büchlein vor, das mit viel Humor und Sachverstand den Weg aus dem Fremdwörterdschungel aufzeigt.

Über 100 Wörter werden in acht Kapiteln erläutert. Und dabei erfährt man Erstaunliches. Sei es nun die Erkenntnis, dass "Gastronomie" eigentlich die Kunst oder sogar Wissenschaft vom "guten Essen" meint, die Pampelmuse eigentlich "große Frucht" bedeutet, "Melancholie" von griechisch "melas" für "schwarz" und "chole" für "Galle" stammt oder der berühmte Ausspruch "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein" in der Bibel zu finden ist. Die Liste ließe sich unendlich erweitern, denn im Deutschen scheint es eigentlich kaum Wörter zu geben, die nicht dem Griechischen, Lateinischen, Italienischen, ... entstammen und im Laufe der vergangenen Jahrhunderte in den allgemeinen Sprachgebrauch eingedrungen sind, ohne ihre ursprüngliche Bedeutung noch zu erkennen. Selbst die allseits beliebte Hängematte ist kein deutsches Wort, sondern wurde einst von den Niederländern übernommen.

Was in einschlägigen Nachschlagwerken als stichpunktartige Notizen daherkommt, stellt Autor Schlieper in einen übergeordneten Zusammenhang. Er schafft Beziehungen zwischen einzelnen Wörtern, die Nicht-Linguisten bislang nicht offensichtlich waren. Das Interesse des Lesers sichert sich Schlieper dabei nicht nur durch erstaunliche Erkenntnisse, die sich während des Lesens wie nebenbei ergeben, sondern durch einen ungezwungenen Plauderton, der Wissenschaftlichkeit mit Unterhaltung kombiniert und für so manchen "Aha!"-Effekt sorgt. Man bekommt bei der Lektüre des Buches das Gefühl, man lese amüsante Anekdoten, die Kurzweile versprechen.

Schade nur, dass nicht alle Nachschlagewerke nach dem gleichen Prinzip verfahren wie Schlieper in "How to use Fremdwörter without sich zu flambieren", denn nach der Lektüre dieses Buches ist man der Star auf jeder Party. Fortan sollte es ein Leichtes sein, die eigenen Gäste mit unnützem(?) Wissen zu unterhalten und dabei für anregende Plaudereien zu sorgen. So wird jede Abendveranstaltung ein Erfolgshit.

Susann Fleischer
22.03.2010

 
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Das Buch:

Andreas Schlieper: How to use Fremdwörter without sich zu flambieren

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2010
240 S., € 7,95
ISBN: 978-3-426-78213-2

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