Wissenschaften
Evolution in Wort und Bild
Am 12. Februar 2009 wäre Charles Darwin 200 Jahre alt geworden und im November vor 150 Jahren ist sein monumentales Werk "Von der Entstehung der Arten mit Hilfe der natürlichen Zuchtwahl oder Die Erhaltung von bevorzugten Rassen im Lebenskampf" in London erschienen. Passend zu diesem Thema verfasste Ernst Peter Fischer "Das große Buch der Evolution", das einen beeindruckenden Einblick in die Geschichte der Flora, Fauna und Menschheit gibt.
Das Buch ist in drei große Themenbereiche eingeteilt: Sternstunde der Menschheit, Wunder der Natur und der Mensch. Wer sich mit dem Begriff "Evolution" befasst, kommt um die von Charles Darwin entwickelte Theorie nicht herum. Evolution bedeutet in erster Linie Anpassung an die Umwelt und Überlebenskampf. Allerdings ist der "Kampf ums Dasein" nicht so blutrünstig zu sehen, wie er gerne immer wieder dargestellt wird, sondern es geht um das tägliche Bedürfnis des Essens und Trinkens. Doch diese damals spektakuläre Theorie hatte nicht nur Anhänger, sondern auch viele Gegner; vor allem die Kirche sperrte sich gegen diese Sichtweise der Entstehung der Artenvielfalt auf der Erde. Es könne doch schließlich nicht sein, dass der Mensch mit dem Affen verwandt ist. Inzwischen wurde Darwins Hypothese auch in den USA soweit angenommen, dass neben der Religionslehre die Evolutionstheorie behandelt wird. Doch Evolution bedeutet nicht nur Vergangenheit, sondern auch Zukunft. Die Menschen nehmen Einfluss auf die Natur, indem sie beispielsweise Pflanzen miteinander kreuzen oder gentechnisch manipulieren. Und nicht nur die Flora, sondern auch die Fauna ist davon betroffen. Man denke nur an das Klonschaf Dolly.
Nach dieser ausführlichen, aber unvermeidlichen Einleitung werden die Besonderheiten in der Natur vorgestellt. Die sexuelle Selektion sorgt dafür, dass sich die entscheidenden Qualitäten wie Farbmuster, Schönheit und Anmut entfalten können. Eines der bekanntesten Beispiele für ein imponierendes Balzverhalten, das unvermeidlich ist, wenn es um die Durchsetzung der besten Gene und damit der entscheidenden Qualitäten geht, ist das Schwanzfächern des Pfauenhahns. Er versucht auf diese Art, das Weibchen für sich zu gewinnen und die Partnerwahl zu seinen Gunsten zu entscheiden. Nicht alle Tiere sind allerdings von solcher Pracht. In der Tiefsee beispielsweise sind die dortigen Tiere gewiss nicht von einer Schönheit umgeben, sondern ihre Existenz wird durch ihre Angepasstheit gesichert. Dies gilt gleichermaßen für andere extreme Landschaften: Die Tiere haben sich an ihre Umgebungen wie Wüste oder auch die Pole angepasst und können in diesen Breiten ohne größere Umstände überleben. Doch ist selbst dies keine Garantie für das Fortleben einer Rasse. So sind vor einigen Millionen Jahren die Dinosaurier ausgestorben, deren Existenz und Aufbau heute anhand von Fossilien nachgewiesen und rekonstruiert werden kann. Aber nur durch den ewigen Kreislauf "Leben und Tod" können neue Arten entstehen.
Als Krone der Schöpfung gilt der Mensch. Eine auffallende Eigenschaft ist die Fähigkeit, für die Zukunft planen zu können. Dies erfordert eine gewisse Portion an Geduld. Auch bei den Tieren gibt es eine Art Toleranzspanne, die als Vorläufer der Geduld gelten kann. Doch bei den Tieren geht es nicht primär um den Aufbau einer Zukunft, sondern um den gegenwärtigen Moment, der über Leben oder Tod entscheidet. Der Mensch hat im Laufe seiner eigenen Evolutionsgeschichte die Fähigkeit der Sprache entwickelt und perfektioniert. Auf diese Art und Weise ist eine Kommunikation untereinander möglich, die einander näher bringt. Diese und weitere Unterschiede bewirken, dass der Mensch sich als Herrscher über die Tierwelt sieht.
Diese und noch viele andere Erkenntnisse gewinnt man aus diesem äußerst präzisen und aufschlussreichen Werk Ernst Peter Fischers. Die einzelnen Sachverhalte werden dem Leser gut verständlich (und keineswegs hochwissenschaftlich) näher gebracht. Anhand zahlreicher Abbildungen (es sind circa 400) wird das beachtliche Vermögen der Evolution aufgezeigt. Dabei zeigen sich aber zum Teil erstaunliche Parallelen zwischen der Tierwelt und den Menschen. Zahlreiche Einschübe, Worterklärungen und Beispiele bewirken eine bessere Verständlichkeit. Das Buch ist nicht nur für Biologen geeignet, sondern für jeden, der auch nur ansatzweise Interesse an der Evolutionstheorie zeigt.
Susann Fleischer
26.01.2009