Wissenschaften
Caesar. Ein Mythos mit Hang zur Selbstdarstellung
Er ist wohl eine der bekanntesten und schillerndsten Gestalten in der römischen Geschichte, um die sich viele Mythen ranken. Caesar! Der Gallische Krieg gab ihm die Möglichkeit, sein ganzes Können zu zeigen: zum einen sein kriegerisches Geschick und zum anderen seine bis zur Perfektion ausgearbeitete sprachliche Selbstdarstellung. Er stellt sich als der Macher dar, der jede Situation zu jeder Zeit im Griff hat. Sollte dies einmal nicht der Fall gewesen sein, so wusste er stets geschickt das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Sein monumentales Werk "Bellum Gallicum" ist nicht nur eine Schilderung der Kriegsgeschehnisse zwischen Römern und Galliern, sondern gleichfalls eine Selbstinszenierung seiner. Der Autor Wolfgang Will geht in dem Buch "Veni, vidi, vici. Caesar und die Kunst der Selbstdarstellung" diesem Phänomen nach.
Auf der Grundlage von Caesars "Bellum Gallicum" erläutert Will dessen selbstdarstellerisches Vermögen. So schreibt Caesar nicht für die gehobene Bürgerschicht oder die Nachwelt, sondern für das römische Volk, die einfachen Leute, die Masse. Durch seinen kurzen, prägnanten Schreibstil wirken Caesars Schilderungen über den Gallischen Krieg aufrichtig und ehrlich. Dieses wird vom Leser dann auf Caesar übertragen. Er wirkt als eine anständige Person, die zum Volk und für dessen Belange spricht. Zudem wurde er in Rom unsterblich, da er nach seinem gewaltsamen Tod jedem Bürger Geld vermachte. Dadurch machte er sich für immer einen Namen in der ewigen Stadt. Selbst für die Nachwelt ist er zum Teil noch ein Vorbild, dem man nacheifern sollte.
Unterlegt werden die Ausführungen Wills durch Textbeispiele aus dem "Bellum Gallicum" sowie schriftliche Zeitzeugenaussagen. Der Leser muss hierbei nicht die ausführlichen Kenntnisse eines Historikers haben. Will gibt zusätzliche Informationen über andere wichtige Personen, Geschehnisse und Zusammenhänge. Um die Eckdaten besser verfolgen zu können, wird am Schluss eine Zeittafel dargestellt, die mit Caesars Geburt beginnt und mit Octavians (Caesars Neffe, später besser bekannt unter den Namen Augustus) Imperium endet.
An einigen Stellen ist das Buch etwas zu ausführlich geschrieben. So erläutert Will auf sehr detaillierte Art und Weise, welche Werke Caesar im Laufe seines Lebens verfasst hat. Einiges ist zwischen den Zeilen zu lesen. Dies bereitet allerdings keine Schwierigkeiten. Dieses Buch eignet sich gut, um zum einen eine Impression über das darstellerische Geschick Caesars zu erhalten und zum anderen sich einen ausführlichen Überblick über die damaligen Geschehnisse zu erhalten. Am Ende stellt sich allerdings doch wieder heraus: Caesar bleibt nach wie vor ein Mysterium, das gelöst werden will. Dies ist Will schon ganz gut gelungen.
Susann Fleischer
07.07.2008