Wissenschaften
Erster großer Weltenbrand in Text und Bild
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts befand sich der europäische Kontinent in Aufruhr: Industrialisierung und Kolonialismus führten zu dem Gefühl, man sei dem Rest der Welt überlegen. Wettrüsten und Militärbündnisse allerorten kreierten eine Gemengelage, die nur einen kleinen Funken brauchte, um sich zu entzünden. Dieser Funke war das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914, das Österreich-Ungarn dazu bewog, Serbien den Krieg zu erklären. Weitere Kriegserklärungen und -eintritte folgten, da Bündnisse und eigene Interessen kein anderes Handeln zuließen.
Der vier Jahre auf Schauplätzen rund um die Welt, vor allem aber in Europa wütende Krieg ist in dem opulenten Band "Der Erste Weltkrieg. Die visuelle Geschichte", der erstmals 2014 erschien und nun zum 110. Jahrestag des Kriegsbeginns überarbeitet wurde, sowohl in Wort als auch in Bild zwischen zwei Buchdeckel gebannt. Dabei fokussieren sich die Autoren nicht nur auf die Kriegsjahre selbst, sondern auch auf die Jahre davor (1870-1914) und die Jahre danach (1919-1923). Die Jahrzehnte davor sind essentiell für das Verstehen, warum dieser Krieg letztendlich ausgebrochen ist, die Nachkriegszeit und der Versailler Vertrag sind wiederum der Nährboden für den nächsten großen Krieg nur 20 Jahre später.
Die Themen des Bandes, der sowohl mit viel Foto-, Bild- und Kartenmaterial ausgestattet ist wie auch mit ähnlich großem Anteil an Textpassagen, sind stets auf Doppelseiten ausgelegt: chronologische Übersichten in Tabellenformat, Weltkarten, einzelne Schlachten, Biografien wichtiger Kriegsakteure bzw. Politiker, Übersichten über Waffen, Ausrüstungen oder Propagandaplakate aus den beteiligten Ländern. Thematisch und vom Informationsgehalt lässt dieser Text-Bild-Band keine Wünsche offen. Die Art und Weise, wie man sich dem Buch und dem Thema nähert, bleibt dabei dem Leser selbst überlassen: Chronologisch, über das Stichwortverzeichnis oder die Kapitelübersicht, wenn nur bestimmte Schwerpunkte von Interesse sind.
Wer sich als Erwachsener abseits des Geschichtsunterrichts dem Thema "Erster Weltkrieg" widmen möchte, kommt bei der Lektüre ebenso auf seine Kosten wie diejenigen, die "Der Erste Weltkrieg. Die visuelle Geschichte" als Grundlage für ein Geschichtsreferat in der Schule nutzen möchten.
Aufgrund des Umfangs der Thematik ist eine Darstellung wie die vorliegende nie ein einfaches Unterfangen. Den Herausgebern und Verfassern ist mit dieser Publikation jedoch ein leicht zugängliches Werk für den Hobbyhistoriker und interessierten Laien gelungen.
Sabine Mahnel
26.08.2024