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Strobels Neuer

Es ist wie zu Beginn einer jeder neuen "Tatort"-Reihe: Der fremde Kommissar betritt das Kommissariat, und beide müssen ihre Gegensätze überwinden und sich aneinander gewöhnen. Im vorliegenden Fall ist Max Bischoff dieser neue Mann und das Düsseldorfer Kommissariat der Ort des Geschehens. Bischoff hat moderne Ermittlungsansätze in seinem Methodenkoffer mit in die Landeshauptstadt gebracht, während die Kollegen im KK11 eher konservativ daherkommen. Doch die Gegensätze müssen warten, denn kurz nach Bischoffs Amtseinführung steht ein Mann in seinem Büro, von oben bis unten blutverschmiert mit einem Filmriss bezüglich der letzten beiden Tage. Das Blut, das Harry Passeck, ein bekannter Journalist, an sich kleben hat, wird rasch als das einer Frau identifiziert, die seit zwei Jahren als vermisst gilt.

Der blutverschmierte Auftritt Harry Passecks im KK11 wirft viele Fragen auf, für die Bischoff und sein Kollege Horst Böhmer erstmal keine Antworten parat haben. Die Story des Journalisten will sie glauben machen, dass dieser in eine Wohnung gelockt und zusammengeschlagen worden sei. Jedoch kann die Mieterin dieser Wohnung mit einem validen Alibi aufwarten, ganz nebenbei ist sie jedoch eine Freundin besagter Vermissten, mit deren Blut Passeck besudelt war. Bischoff und Böhmer finden eine Konstellation vor, die total vertrackt ist und noch erhöhte Komplexität erfährt, als am Rheinufer eine weitere Leiche entdeckt wird. Ist Passeck etwa doch nicht das wehrlose Opfer, das er zu sein scheint, sondern vielmehr der Täter, der seine Tat geschickt ummantelt hat?

"Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe" lautet der Titel des neuesten Thrillers von Arno Strobel. Der gebürtige Saarländer ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass man auch noch im fortgeschrittenen Alter und auf dem zweiten Bildungsweg höhere Weihen der Schriftstellerei erlangen kann. Viele Jahre war er als IT-Berater im Bankenbereich tätig, bevor er vor knapp zehn Jahren erste Gehversuche als Thriller-Autor unternahm. Seit Beginn dieses Jahrzehnts produziert er sehr kontinuierlich und mit hoher Qualität einen Thriller nach dem anderen, so dass er seinen ursprünglichen Beruf mittlerweile an den Nagel hängen konnte. Das vorliegende Werk ist der Auftakt einer als Trilogie angekündigten Reihe um den Düsseldorfer Kommissar Max Bischoff.

Neben der gedruckten Ausgabe ist im Münchener Audio Media Verlag eine auf siebeneinhalb Stunden gekürzte Hörbuchausgabe erschienen. Als Sprecher fungiert Götz Otto, der als Schauspieler durch seine Rolle als Bösewicht in einer James-Bond-Verfilmung ("Der Morgen stirbt nie") eine gewisse Leinwand-Berühmtheit erlangt hat. Darüber hinaus hat es der blonde Hüne in den darauffolgenden zwanzig Jahren auch noch in weitere illustre Filmrollen geschafft, und nebenher liest er mit seiner feinfühligen Stimme das eine oder andere Hörbuch ein. Im vorliegenden Fall brilliert er insbesondere dadurch, dass er sehr gekonnt das Grauen aus der Perspektive des Täters transportiert. Diese Passagen bilden dank seines psychopathischen Vortrags die Höhepunkte der Lesung.

Man kann beileibe nicht behaupten, dass "Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe" die Thriller-Welt revolutionieren wird, denn dazu hat die Welt in den letzten Jahren viel zu viele Thriller dieser Machart gehört und gelesen. Dennoch liefert Strobel, so wie man ihn eigentlich aus allen seinen Werken kennt, wieder einmal einen handwerklich ordentlich gemachten Plot ab, der einen währenddessen fesselt, aber sicherlich nicht für immer und ewig im Gedächtnis verweilen wird. Eventuell wird ja durch die kommenden beiden Werke dieser Trilogie der interessante Charakter Max Bischoffs noch weiter ausgebaut und kann so zu einem Alleinstellungsmerkmal heranwachsen. Aktuell gibt es leider noch keine Ankündigungen bezüglich eines Erscheinungsdatums für den zweiten Teil. Doch wer Arno Strobel kennt, weiß, dass die Fortsetzung garantiert nicht lange auf sich warten lassen wird.

Christoph Mahnel
27.03.2017

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