Hörbücher

Biographischer Historienroman um Ballettstar

St. Petersburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bronislava Nijinska, genannt Bronia, und ihre beiden älteren Brüder Stanislav und Vaslav wachsen in einer Künstlerfamilie auf. Ihre Eltern Tomasz und Eleonara, die ursprünglich aus Polen stammen, sind beide Balletttänzer und führen das unstete Leben zweier Künstler, die sich nicht nur von Engagement zu Engagement hangeln, sondern mitunter auch von Bühne zu Bühne oder von Land zu Land tingeln, um mit ihrem Ensemble auftreten und ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Der Weg für die drei Kinder ist in solchen Familien meist auch schon vorgezeichnet. Vaslav und Bronia werden von ihren Eltern in Tanz unterrichtet und später beide an der Kaiserlichen Akademie in St. Petersburg angenommen. 

Während Bronia im Laufe der Jahre zwar eine sehr gute Tänzerin wird und sich später auch einen Namen als Choreographin macht, hat sie jedoch auch immer wieder berufliche Rückschläge einzustecken, u. a. durch die Pausen, die die Geburt ihrer Kinder fordern. Im Laufe von Vaslavs Ausbildung hingegen zeigt sich schnell, dass er ein ganz besonderes Talent ist. Seine körperlichen und künstlerischen Fähigkeiten übersteigen bei weitem das normale Maß eines russischen Balletttänzers. Doch wie immer bei Genies dieser Größenordnung ist der Grat zwischen Genie und Wahnsinn auch bei Vaslav ein schmaler. In der Blüte seiner Jahre erleidet er einen Nervenzusammenbruch, von dem er sich nie wieder erholen soll. 

Eva Stachniak, die polnischstämmige, kanadische Autorin, die bekannt ist für ihre historischen Romane ("Der Winterpalast", "Die Zarin der Nacht"), hat sich in "Die Schwester des Tänzers" der Biographie der Nijinsky-Geschwister angenommen. Während Vaslav als "Gott des Tanzes" verehrt wurde und auch heute noch als einer der größten Balletttänzer aller Zeiten gilt, hat seine Schwester immer in seinem Schatten gestanden, auch wenn beide dem renommierten Ensemble Ballets Russes angehörten. Nicht unpassend ist daher der Titel "Die Schwester des Tänzers", als die sie immer gesehen wurde. Aus Bronislavas Perspektive erzählt, erstreckt sich Stachniaks Roman von den Kindertagen bis in das fünfte Lebensjahrzehnt der Ich-Erzählerin. 

Die knapp zehn Stunden dauernde Hörbuchfassung ist eine gekürzte Version des Romans. Doch selbst in dieser gekürzten Fassung zeigen sich noch einige Längen, die denjenigen Hörer, der z. B. nicht an der sich über Minuten erstreckenden Schilderung einzelner Schrittabfolgen interessiert ist, durchaus zum Überspringen des einen oder anderen Tracks verleiten. Abgesehen davon ist die von Gabriele Blum in warmem Ton gelesene Hörbuchfassung ein informativer Zeitvertreib, denn wie lassen sich leichter Informationen - wie hier die Biographie des berühmten Geschwisterpaares Nijinsky - aufnehmen als in Form eines unterhaltenden Romans?

Sabine Mahnel
28.11.2016

 
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Das Buch:

Eva Stachniak: Die Schwester des Tänzers. Aus dem Englischen von Peter Knecht

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Sprecherin: Gabriele Blum
Hamburg: Hörbuch Hamburg 2016
Spielzeit: 597 Min., € 19,99
ISBN: 978-3-95713-059-4

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