Hörbücher

Auf dem Weg in die Hölle

Robert Langdon erwacht mit Kopfverletzungen in einem Krankenhaus in Florenz. Vermutlich wurde auf ihn geschossen, jedoch kann er sich nicht erklären, wie er überhaupt nach Florenz gekommen ist. Zuletzt war er noch über seinen Campus in Cambridge gelaufen, jetzt jagen ihm Halluzinationen und Bilder durch den Kopf, die versuchen, ihm eine Botschaft zu vermitteln. Eine junge, hübsche Ärztin verhindert noch im Krankenhaus einen Mordanschlag auf Langdon und verhilft ihm zur Flucht. Langdon möge suchen und finden, wie ihm das Hämmern im Kopf mitzuteilen versucht. Gemeinsam begibt er sich mit Sienna Brooks, der lebensrettenden Ärztin, auf die Suche und stößt auf einen Gegenstand, der scheinbar die gesamte Menschheit gefährdet und ihr den Weg in Dantes Inferno weist.

"Inferno" ist bereits der vierte Robert-Langdon-Thriller aus der Feder des US-amerikanischen Erfolgsschriftstellers Dan Brown. Nachdem er Mitte der Nuller Jahre mit den beiden Erfolgsromanen "Illuminati" und "Das Sakrileg" weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, sah er sich im Zuge von "Das verlorene Symbol", seines dritten Thrillers mit dem Symbologie-Professor von der Havard-Universität, vermehrt einer heftigen Kritik ausgesetzt. Ihm wurde vorgeworfen, den Leser stets mit dem gleichen Schema einer Schnitzeljagd mit historisch-mysteriösem Hintergrund, einem sich wie ein Ei dem anderen ähnelnden Personal und einer Unmenge von fiesen Cliffhangern beglücken zu wollen.

So beginnt auch in "Inferno" nach der Flucht aus dem Krankenhaus die nächste Schnitzeljagd mit Robert Langdon und einer schlauen und hübschen Partnerin an seiner Seite. Der Leser bzw. Zuhörer darf gemeinsam mit den beiden Protagonisten Rätsel lösen, puzzeln und viele verschiedene Orte aufsuchen - also genau das tun, was einen schon früher auf Kindergeburtstagen fasziniert hatte, nur dass es bei Dan Brown ungleich spannender und lebensgefährlicher zugeht. "Inferno" ist daher nur für Erwachsene geeignet, die nicht einschlafen wollen, denn Dan Brown gestattet keine Verschnaufpause.

Über weite Strecken glaubt man als Kenner von Dan Brown und Robert Langdon das Schema der vorherigen Romane wiederzuerkennen, doch scheint sich der Autor Gedanken zur Kritik an seinen Büchern gemacht zu haben und überrascht mit einigen Neuerungen und Gedankengängen, die man aus den drei Vorgängern so nicht kannte, was "Inferno" ein wenig anders und dadurch sehr unterhaltsam werden lässt.

Die vorliegende gekürzte Hörbuch-Ausgabe von "Inferno" stellt eine gelungene Alternative zur gedruckten Version dar, denn mit Wolfgang Pampel liest ein Könner seines Fachs den Parforceritt Robert Langdons durch die Stadt der Medici. Wolfgang Pampel schaffte es dank seiner unverwechselbaren Stimme einst zur deutschen Synchronstimme von "Dallas"-Fiesling J.R. Ewing, dem kürzlich verstorbenen Larry Hagman, und Harrison Ford, als "Indiana Jones" eine Art Vorgänger von Robert Langdon. Lübbe Audio hatte ihn von Beginn an für die Lesungen der Robert Langdon-Abenteuer engagiert und führt dies mit "Inferno" glücklicherweise auch fort.

Alternativ gibt es für Unersättliche auch noch die ungekürzte, ebenfalls von Wolfgang Pampel gesprochene Lesung über knapp 17 Stunden. Bei der vorliegenden Lesung über siebeneinhalb Stunden spürt man bereits die straffe Komprimierung, die für ein Pressen auf sechs CDs notwendig geworden war. Denn gerne hätte es noch länger dauern können, ohne dass es der Spannung Abbruch getan hätte.

Die Idee hinter der Geschichte in "Inferno" hat einen hochmodernen Bezug und mutet trotz des historischen Hintergrunds sehr visionär an. Dan Brown hat mit der Molekulargenetik ein topaktuelles Thema in das Zentrum von "Inferno" platziert, das einen sehr nachdenklich stimmt. Leser und Hörer werden sich hier sehr beunruhigt im Laufe der Geschichte fragen, ob die Bösartigkeiten des Fieslings Dr. Zobrist eines Tages etwa zur Wirklichkeit werden können?

Wie gewohnt begeistert Dan Brown seine Anhängerschaft damit, dass er eine historische Realität mysteriös verklärt und in den Mittelpunkt seines Romans stellt. Im vorliegenden Fall müssen hierfür Dante Alighieris "Göttliche Komödie" und seine Totenmaske herhalten. Mit dem intelligenten, sportlichen und gut aussehenden Robert Langdon hat Dan Brown eine heldenhafte Figur geschaffen, die laut eigener Aussage ein wenig seinem eigenen Wunschbild entspricht. Und an seiner Seite findet sich auch dieses Mal eine hübsche und intelligente Frau, die ihn letztlich aus der größten Not befreit. Was braucht es mehr an Zutaten für einen perfekten Thriller dieser Tage? Scheinbar nichts, denn glaubt man den einschlägigen Bestsellerlisten, dann hat Dan Brown die Zauberformel bereits gefunden.

Christoph Mahnel
19.08.2013

 
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Das Buch:

Dan Brown: Inferno. Aus dem Amerikanischen von Axel Merz und Rainer Schumacher

Sprecher: Wolfgang Pampel
Köln: Lübbe Audio 2013
Spielzeit: 439 Min., € 26,00
ISBN: 978-3-7857-4900-5

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