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Nicht nur in der Kürze liegt die Würze

Seine beiden B?cher "Illuminati" und "Das Sakrileg" beherrschten die Bestsellerlisten in den Nuller Jahren. Dan Brown hat mit seinen mystischen Thrillern um den Wissenschaftler Robert Langdon einen Hype um Geheimb?nde und Religiosit?t geschaffen, der selbst bei seinen Kritikern Hochachtung findet. Doch der ehemalige College-Lehrer ist bei weitem noch nicht am Ende seiner Schaffenskraft angelangt, wie er mit seinem aktuellen Roman "Das verlorene Symbol" eindrucksvoll bewiesen hat.

Im Herbst 2009 erschienen Original und deutsche ?bersetzung kurz nacheinander, ebenso eine gek?rzte Lesung als H?rbuchausgabe. Auf 6 CDs mit 450 Minuten Laufzeit las Wolfgang Pampel die Audio-Variante des neuen Thrillers um Robert Langdon, der erneut im Mittelpunkt des Geschehens steht. Doch damit nicht genug: L?bbe Audio hat nun zu Jahresbeginn eine ungek?rzte Lesung der Geschichte auf den Markt gebracht. Knapp 20 Stunden dauert dabei die buchstabengetreue Lesung, die erneut von Wolfgang Pampel intoniert wird, und umfasst sage und schreibe 16 CDs.

Wer f?r die Buchausgabe bei einer durchschnittlichen und realistischen Lesegeschwindigkeit von einer Seite pro Minute etwas mehr als einen halben Tag aufbringen wird, dem stellt sich nun die Aufgabe, wie er denn ausreichend Zeit findet, um die ungek?rzte Lesung zu konsumieren. Schlie?lich ist deren Laufzeit gegen?ber der gek?rzten Variante auf mehr als das Zweieinhalbfache angestiegen. Bedenkt man, dass der Plot der eigentlichen Handlung gar nur 12 Stunden umfasst, ?bersteigt die H?rdauer die Handlungsdauer bereits deutlich. Allerdings ist zu bezweifeln, dass Brown beim Schreiben einen Gedanken daran verschwendet hat, dass seine Geschichte schneller abl?uft als sie gelesen werden kann.

Dar?ber hinaus genie?t eine ungek?rzte Lesung das Privileg, keine Abstriche in der Handlung machen zu m?ssen. Grunds?tzlich stellt n?mlich die K?rzung des Buchinhalts f?r die Audio-Ausgabe eine gro?e Herausforderung f?r die Produzenten des H?rbuchs dar: Welche Passagen k?nnen gestrichen werden, ohne dass entscheidende Information f?r die Handlung verloren geht? K?nnen etwa einzelne Handlungsstr?nge vollst?ndig entfernt werden, ohne dem Werk eine andere F?rbung zu verleihen oder es gar grundlegend zu ver?ndern? Bedenkt man, dass im vorliegenden Fall die gek?rzte Fassung nicht einmal 40 Prozent der Komplettlesung umfasst, wird einem schnell klar, dass eine K?rzung nicht nur ein paar nebens?chliche Passagen oder Handlungsstr?nge umfasst, sondern essentiell in das Werk eingreift.

Abseits dieser Zahlenspiele sei dem H?rer empfohlen, umgehend die erste CD einzulegen und keine Zeit zu verlieren, da einiges auf ihn wartet: Robert Langdon wird von seinem Freund und Mentor Peter Solomon zu einem Vortrag nach Washington D.C. gerufen. Dort angekommen wird er jedoch schnell in einen Strudel von Ereignissen gezogen, der sowohl Langdon als auch dem H?rer kaum Zeit zum Atmen l?sst. Langdon erh?lt von einem gewissen Mal'akh den Auftrag, bestimmte R?tsel und Geheimnisse zu l?sen. Eine Schnitzel- und Symboljagd durch die amerikanische Hauptstadt nimmt seinen Lauf. Brown-Kenner werden sich erinnert f?hlen an die ?blichen Zutaten der Vorg?ngerromane, die ?hnlich konzipiert waren wie "Das verlorene Symbol". Auch dieses Mal findet sich mit der Schwester Solomons wiederum eine weibliche Begleiterin f?r den Helden des Abenteuers.

Die Wahl Pampels als Sprecher der deutschen H?rbuchausgaben ist geschickt gew?hlt. Als deutscher Synchronsprecher Harrison Fords hat er bereits "Indiana Jones" durch ?hnliche Abenteuer begleitet. Nebenbei kennen ?ltere Semester Pampels Stimme auch noch als diejenige des "Dallas"-B?sewichts J.R. Ewing. Gewiss hat ein H?rbuch ?ber knapp zwanzig Stunden einige L?ngen zu verzeichnen und man das Gef?hl, dass die Platte h?nge, doch auch jedes Buch kennt das Ph?nomen, dass in einzelnen Passagen die Handlung nur schleppend voranschreitet. Sehr detailliert wird das vorliegende H?rbuch insbesondere in den einzelnen Exkursen ?ber die Freimaurer und die Noetik, zumal diese in ihrer Ausf?hrlichkeit f?r wenig Antrieb in der Lesung sorgen.

"Das verlorene Symbol" w?re kein Werk aus der Feder des Meisters des "Cliffhanger", wenn nicht an zahlreichen Stellen die Handlung an der spannendsten Stelle abrupt innehielte, um sofort in einen anderen Handlungsstrang ?berzugehen und den H?rer hinzuhalten. Dies wiederum rechtfertigt die ungek?rzte Lesung eines Dan-Brown-Thrillers. Denn wenn man getrost von jemandem ungek?rzte H?rb?cher konsumieren kann, ohne sich zu langweilen, dann sicherlich von Dan Brown. Grunds?tzlich ist es f?r den H?rer aber letztlich eine Frage der zur Verf?gung stehenden Zeit, ob man sich bei einem H?rbuch f?r die gek?rzte oder die ungek?rzte Lesung entscheidet. Im vorliegenden Fall wird der H?rer nach dem Ende der sechzehnten CD sicherlich zustimmen, keine Minute noch Zeile gemisst haben zu wollen.

Christoph Mahnel
28.02.2011

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