Hörbücher
Der Weg vom unwissenden Tölpel zum stolzen Ritter der Tafelrunde
Die Tafelrunde um K?nig Artus und seine tapferen Ritter lieferten schon vielen Autoren den geeigneten Stoff f?r fantastische Geschichten und gro?e Abenteuer, die es zu bestehen galt. Eines der bekanntesten Werke, das sich dem Thema der Ritterwerdung und der Suche nach dem heiligen Gral widmet, ist Wolframs von Eschenbach "Parzival". Im 13. Jahrhundert entstand dieser Versroman und ist selbst heute noch eine beliebte Lekt?re, die den Leser in das sagenumrankte Mittelalter versetzt und ihm von gro?en Herausforderungen erz?hlt. Sprecher Rolf Boysen l?sst in einer Live-Lesung das Publikum im ausverkauften M?nchner Residenztheater an sieben Abenden an seinem Ausflug in antike Stoffe teilhaben und l?sst die Vergangenheit wieder lebendig werden.
Das Hauptthema von Wolframs Versroman ist - zumindest nach Auffassung des Erz?hlers - die Erziehung Parzivals zu einem standhaften, stolzen Ritter und dessen Gralssuche, die schon andere zuvor vergeblich unternahmen. Und doch erscheint er nur wie eine Randfigur, wenn man sich Gawan betrachtet - dem vollkommenen Ritter, der sich in zahlreichen Abenteuern immer erfolgreich darin bew?hrt, die Schuldigen an Missst?nden der Weltordnung zur Verantwortung zu ziehen und diese Ordnung zu restituieren. Ganz im Gegensatz zu Parzival: Er durchlebt neben Abenteuern auch extreme pers?nliche Konfliktsituationen und wird immer wieder selbst schuldig - also alles andere als ein Vorbild f?r nachkommende Generationen, die ihm nacheifern wollen. Es ist immer wieder von Versagen die Rede und von S?nde, aber auch von Liebe und Gl?ck, Trauer und Komik - jene Dualit?t, die das Leben bestimmt.
Es ist der Lebensweg eines Menschen, der sich vom unwissenden T?lpel zum stolzen Ritter, vom jammervollen Gralssucher zum Gralsk?nig entwickelt und neben Helden wie Tristan und Iwein als der Ritter der mittelhochdeutschen Literatur gilt. Er durchleidet Schmerzen, Jammer und Kummer, erlebt aber auch Momente des grenzenlosen Gl?cks und der Liebe, die f?r die Werdung eines vollkommenen Menschen unabl?ssig sind. Insbesondere diese Dualit?t des Lebens macht Wolframs Versroman reizvoll, denn eine gute Geschichte muss nicht immer in der Gegenwart spielen, um brillant zu unterhalten und zugleich dem Leser einen Spiegel vorzuzeigen.
Wolframs von Eschenbach mittelhochdeutscher Versroman "Parzival" hat auch nach ?ber 800 Jahren nichts an seiner Aussagekraft und "Gegenw?rtigkeit" eingeb??t. Zwar gibt es heutzutage keine Ritter mehr, zumindest nicht im klassischen Sinne, und doch glaubt man nach der Lekt?re des H?rbuches an gro?e Helden. Sprecher Rolf Boysen gelingt es dabei, den alten Stoff selbst f?r jene H?rerschaft attraktiv zu gestalten, die sonst eher Liebesromanen oder Fantasy-Literatur zugeneigt ist. Boysen erschafft mit seiner Stimme das Mittelalter neu und l?sst erbitterte K?mpfe, aufregende Abenteuer und gro?e Gef?hle nahbar erscheinen. Alte Stoffe sind heute genauso gegenw?rtig wie vor 800 Jahren. Der beste Beweis daf?r ist Rolf Boysens Live-Lesung von Wolframs von Eschenbach "Parzival".
Susann Fleischer
25.05.2010