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Schillers Balladen für jede Gelegenheit

Friedrich Schiller ist nicht nur wegen seiner Dramen (u. a. "Die Räuber", "Maria Stuart" und "Wilhelm Tell") beinahe jedermann ein Begriff, auch seine Balladen ziehen seit Jahrhunderten Freunde klassischer Literatur in ihren Bann. Auch wenn man in der Schulzeit zweifellos aufgestöhnt hat, wenn man zum Beispiel das 19 Strophen umfassende "Lied von der Glocke" auswendig lernen musste - man kommt nicht an ihnen vorbei. Man denke nur an die Europahymne "Ode an die Freude". Damit Schiller auch 250 Jahre nach seiner Geburt nicht in Vergessenheit gerät, trägt Mario Adorf acht von Schillers bekanntesten Balladen feierlich vor.

Mit dem vorliegenden Hörbuch stehen dem Rezipienten 55 Minuten (literarischen) Hochgenuss bevor. Neben "Klassikern" wie "Die Kraniche des Ibykus", "Die Bürgschaft" und "Die Teilung der Erde" finden sich hier auch weniger bekannte Balladen, die ein Ausdruck für Schillers überragende Ausdruckskraft sind. "Der Gang nach dem Eisenhammer", "Der Handschuh" und "Hoffnung" sind von ähnlich lyrischer Brillanz und schöpferischem Geist wie ihre großen, berühmteren Schwestern. Auffällig ist der Erscheinungszeitraum der ausgewählten Balladen: Sechs von ihnen entstanden im Laufe des Balladenjahres 1797, das als eine Art künstlerischer Wettstreit zwischen Goethe und Schiller in die Literaturgeschichte einging.

Die Wahl Mario Adorfs als Sprecher für das vorliegende Hörbuch war goldrichtig. Er liest mit solch einer Hingabe und Liebe die einzelnen Balladen vor, dass die dramatischen Inhalte fassbar werden. Adorf verleiht mit seiner sonoren Stimme jeder Ballade die ihr eigene Farbnuance und lässt dabei den Rezipienten in längst vergangene Welten eintauchen - ganz so, als wäre nie die Zeit verstrichen. Mario Adorf und Schiller als Doppelpack unterhalten selbst Literaturmuffel, die Lyrik bisher als minderwertige Stiefschwester der anderen Genres verkannt haben. Der Herder Verlag begründet so einen neuen Literaturtrend - hin zu Balladen der Altmeister Schiller und Goethe.

Susann Fleischer
01.03.2010

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