Hörbücher
Jane Austens Jahrhundertwerk in 13 Stunden
Mit 21 Jahren begann die britische Autorin Jane Austen (1775-1817) ihre Arbeit an dem epochalen Werk "Stolz und Vorurteil". Die erste Fassung pries ihr Vater unter dem Titel "Erste Eindrücke" einem Verleger an, der allerdings ablehnte. Von diesem Rückschlag bitterenttäuscht wandte sich Austen vorerst anderen Projekten zu (u. a. "Verstand und Gefühl"), bis sie 1809/10 die Arbeit an ihrem Roman wieder aufnahm - mit großem Erfolg. "Stolz und Vorurteil" erschien 1813 in drei Bänden und war bereits nach einem halben Jahr nirgends mehr zu bekommen. Bis in die Moderne reicht der Einfluss des Werkes.
England an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. In der Familie Bennet gibt es nur ein Thema: die Verheiratung von dreien der fünf Töchter mit einer möglichst guten Partie. Und die Zeit drängt, denn sollte der Vater in nächster Zeit sterben, stehen die Mutter und ihre Töchter ohne Heim da. Das Familiengut darf nur in der männlichen Linie vererbt werden. Als nebenan Charles Bingley einzieht, ist das Liebeschaos bei den Bennets vorprogrammiert. Schließlich ist er jung, alleinstehend und vermögend - der ideale Ehemann für jede Frau, insbesondere für eine der Bennet-Töchter. Mit dabei ist Mr. Darcy, Bingleys Freund, der von allen wegen seines Stolzes als unsympathisch empfunden wird. So auch von Elizabeth, die mit ihren 20 Jahren längst im heiratsfähigen Alter ist.
Elizabeths Mutter würde am liebsten sehen, dass ihre Zweitälteste mit Mr. Collins eine Verbindung eingeht. Doch stattdessen verkuppelt diese ihn mit ihrer besten Freundin Charlotte und nähert sich Mr. Wickham, einem Offizier eines britischen Milizregiments. Auch wenn er ein äußerst gewinnendes Wesen hat und die Damenwelt im Sturm erobert, so hat er doch einen nicht unbeträchtlichen Makel: Er steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Schuld an seiner Misere soll Mr. Darcy sein. Und Elizabeth glaubt ihm unumwunden. Selbst als Mr. Darcy auf sie zugeht und ihr die Wahrheit offenbart, weist sie ihn ab. Ihr Stolz und Vorurteil verhindern vorerst eine glückliche Bindung.
Im folgenden Sommer wendet sich allerdings das Blatt: Elizabeth erfährt, dass ihre kleine Schwester Lydia mit Wickham durchgebrannt ist. Sollte die Vermutung der Familie richtig sein, dass Lydia schwanger ist, bedeutet dies ewige Schande für die Bennets. Um Elizabeths Ruf zu retten, macht sich Mr. Darcy auf den Weg nach London, um Wickham mit Hilfe eines größeren Geldbetrages zur Heirat mit Lydia zu bewegen. Nun endlich von seinem inneren Wandel überzeugt, öffnet sich Elizabeth Darcy gegenüber. Aber noch scheint eine Bindung nicht sicher, denn Darcys Tante, Lady Catherine de Bourgh, versucht mit allen ihr zustehenden Mitteln eine Ehe zu unterbinden.
Jane Austens "Stolz und Vorurteil" ist zweifellos ein Jahrhundertwerk, das auch 200 Jahre nach der Erstveröffentlichung seine Leser mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte berührt. Unzählige Neuauflagen, grandiose Verfilmungen und literarische Adaptionen machen dieses Werk zur bekanntesten englischen Lektüre der Welt. Man denke nur an Mark Darcy aus beiden "Bridget Jones"-Filmen, der nicht nur dem Namen nach Ähnlichkeit mit dem Jane-Austen-Original hat. Das Buch hat an seiner (literarischen) Kraft bis heute nichts verloren.
Auch wenn die Sprache etwas antiquiert erscheinen mag, so ist sie doch ein Spiegel ihrer Zeit. Sprecherin Eva Mattes trifft den typischen kalten britischen Tonfall aufs Vortrefflichste, sodass man das Gefühl hat, als stünde man mit den Protagonisten Elizabeth und Darcy in einem Raum. Sie bringt Elizabeths inneren Zwiespalt zwischen Antipathie und Zuneigung ebenso imposant zum Ausdruck wie Darcys Wandel vom selbstvergessenen Hochmütigen zum liebenden Weggefährten. Dabei scheinen die 13 Hörstunden wie im Fluge zu vergehen, denn das grandiose Zusammenspiel der Handlung mit Mattes` einschmeichelnder Stimme garantieren ein (Hör-)Erlebnis der Extraklasse.
Susann Fleischer
15.02.2010