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Streikende Pflegekräfte, geschlossene Seniorenheime - von wegen besinnliche (Vor-)Weihnachtszeit!

Als es kurz vor Weihnachten bei Annett an der Tür klingelt und jemand einen älteren Mann bei ihr abgeben will, ist sie vollkommen überrumpelt. Obwohl sie dem Herrn noch nie begegnet ist, soll sie ihn bei sich aufnehmen. So steht es in der Eilverordnung der Regierung. Der Grund: Pflegekrise. Personalnotstand. Die Altenpflege streikt, alle Seniorenheime müssen geschlossen werden. Auch wenn Annett eigentlich helfen möchte, überfordert der neue Mitbewohner die Familie schnell. Teenager Bela zieht vorübergehend zu seiner Tante, Ehemann Stefan schiebt plötzlich eine Überstunde nach der anderen. Eines ist klar: Herr Jankowski kann nicht bleiben. Aber wohin mit ihm? Plötzlich scheint eine Lösung in Sicht: Annett erfährt, dass ihr 93-jähriger Gast einen Sohn hat. Doch wo ist dieser und warum hat er seinen Vater nicht selbst aufgenommen?

Nicht nur bei den Fehsenfelds wird es von jetzt auf gleich stürmisch. Da ist der Altenpfleger Lennart, der mit einem TV-Auftritt für ziemlich Wirbel in Deutschland sorgt. Oder die Rathaus-Angestellte Margrit, die am liebsten das Telefon ausstecken und die Bürotür abschließen würde. Sie ist für die Verteilung der Senioren zuständig und weiß schon bald nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Noch weniger allerdings, als sie den Anruf eines ehemaligen Klassenkameraden bekommt, der auf der Suche nach seinem dementen Vater ist. Und plötzlich heißt es für Margrit: nach (oder vielleicht doch eher: vor) mir die Sintflut. Probleme über Probleme allerorten. Doch könnte die Situation für so manchen auch eine Chance sein, Denn manchmal braucht es einen Arschtritt vom Universum, um etwas zu ändern. Auch wenn das Timing sehr zu wünschen lässt ...

Nicht nur zu Advent absolut hörenswert - Antje Huhs' "Zuhause ist vorübergehend geschlossen" lauscht man gerne auch zur wärmeren Jahreszeit. Was nicht nur an der originellen Story liegt, sondern noch mehr an Sprecherin Vera Teltz. Ihre Interpretation ist so schwungvoll, einfach herrlichst amüsant, dass man mit einem extrabreiten Grinsen vor dem Lautsprecher hockt und nicht mehr von dort wegzukriegen ist. Sie am Mikrofon, und der Hörspaß ist garantiert. Knapp zehn Stunden lauscht man ihr mit Begeisterung. Langweilig wird es bei Teltz nämlich zu keinem Satz. Dank der deutschen Schauspielerin bekommt man beste Laune über viele, viele Stunden, gar Tage lang. Bei ihren Lesungen hat eine Laus auf der Leber nicht einmal den Hauch einer Chance. Und sind so unterhaltsam, dass jedes Frauen-, aber auch Männerherz Freudenhüpfer vollführt, hoch und höher!

Eines der wirksamsten Antidepressiva im CD-Player sind die Romane von Antje Huhs; erst recht, wenn diese von der wunderbaren Vera Teltz gesprochen werden. Bei ihren Lesungen, auch bei der von "Zuhause ist vorübergehend geschlossen", dauert es nicht lange, und man fühlt sich ganz schwindelig. Außerdem sind diese perfekt, definitiv das beste Mittel, um der Trübnis des Winters zu entfliehen. Denn kaum legt Teltz los, scheint einem die Sonne aus dem Popo. Und das auch noch Tage später! Was will man mehr?

Susann Fleischer
27.10.2025