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Jeder, wie er es verdient!

Aufgrund seiner jahrelangen Verdienste rund um die Sicherheit Niederkaltenkirchens erfährt dessen Dorf-Sheriff Franz Eberhofer eine ganz besondere Ehre, denn schon zu Lebzeiten wird ein Kreisverkehr nach ihm benannt: Franz-Eberhofer-Kreisel soll dieser Knotenpunkt fortan heißen. Doch so sehr seine Freunde und Wegbegleiter dem Franz stets auf die Schulter klopfen, scheint mit dieser Benennung eine Grenze überschritten worden zu sein. Allen voran der Birkenberger Rudi, bekannt als der inoffizielle und zugleich kongeniale Partner vom Franz in Ermittlungsangelegenheiten, zickt herum wie eine schlechtgelaunte Diva. Dabei wäre aufgrund der aktuellen Vorkommnisse Zusammenhalt gefragt, schließlich ist in Niederkaltenkirchen der Laden vom Lotto-Otto in die Luft geflogen. Dabei sind die Täter sehr professionell und vor allem rücksichtslos vorgegangen: Dass nämlich die Mutter vom Lotto-Otto bei dem Anschlag ihr Leben lassen musste, scheint als Kollateralschaden kühl einkalkuliert worden zu sein.

"Guglhupfgeschwader" lautet der Titel des zehnten Falles von Franz Eberhofer in Niederkaltenkirchen. Seine Schöpferin Rita Falk hat mit der Serie um den eigenbrötlerischen und zugleich sympathischen Ermittler in der niederbayrischen Provinz eine regionale Krimireihe geschaffen, die ihren überregionalen Siegeszug in der gesamten Republik angetreten hat. Anno 2010 hatte die ehemalige Bürokauffrau mit "Winterkartoffelknödel" ihren Durchbruch gefeiert und fortan im Jahrestakt einen neuen Fall mit dem Franz, dem Rudi, der Oma, dem Papa, dem Simmerl und dem Flötzinger herausgebracht. Dabei konkurrieren die höchst unterhaltsamen Buchausgaben intensiv mit den stets gleichzeitig erscheinenden Hörbüchern. Dort brilliert Christian Tramitz, bekannt aus der "Bullyparade" an der Seite von Michael "Bully" Herbig, am Mikrofon. Die ungekürzte Lesung über gut acht Stunden ist ein Feuerwerk der Tramitz'schen Sprechkunst, der in der Rollenvielfalt des Niederkaltenkirchener Kosmos immer wieder aufblüht.

Dieses Mal begibt sich Franz Eberhofer auf schwieriges und brandgefährliches Terrain. Besagter Lotto-Otto scheint sich dank seiner Spielsucht mit Leuten eingelassen zu haben, die keinesfalls mit sich spaßen lassen. Um seine Schulden zu begleichen, hat er sich nur auf den ersten Blick generösen Geldgebern aus dem nahegelegenen Tschechien anvertraut. Viel Brisanz erfährt diese unglückselige Verbindung dadurch, dass dieses Geschäftsmodell scheinbar durch Strippenzieher aus der heimischen Polizei gedeckt und gefördert wird. Eberhofer muss sich also entscheiden, ob er sein Leben riskieren und Männern die Stirn bieten möchte, die nicht lange fackeln und unliebsame Personen beseitigen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das merkwürdige Verhalten vom Birkenberger Rudi seit der Ankündigung des Franz-Eberhofer-Kreisels kommt für den Franz demnach zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Und welche Rolle spielt dabei die allerneueste Damenbekanntschaft vom Rudi?

Warum sollte es Rita Falk anders ergehen als allen Schriftstellern erfolgreicher Roman- oder Krimi-Reihen? Nach fast zehn Jahren und zehn Fällen sind naturgemäß die Elemente der Neu- und Einzigartigkeit einer jeden Reihe und seiner Protagonisten über den Zenit hinaus gewandert. Dann bedarf es in der Regel einer substantiellen Weiterentwicklung der Charaktere und neuer Einflüsse in die Geschichte. Doch belässt es Rita Falk konsequent beim Althergebrachten. So hat die Beziehung zwischen dem Franz und seiner Susi Hochs und Tiefs, wobei glücklicherweise letzere momentan ausbleiben. Der Simmerl zofft sich wie eh und je mit seiner Frau, die für ihren argentinischen Tangolehrer schwärmt, während der Flötzinger fortwährend seiner Mary hinterherweint. Die Oma kocht und backt dem Franz seine Leibspeisen, die dann vom Leopold, dem Bruderherz vom Franz, und dessen asiatischem Anhang vertilgt werden. So bleibt am Ende wenig Guglhupf für den Franz übrig und für Leser und Hörer nur wenig Abwechslung zum altbekannten Trott.

Trotzdem, und genau darin liegt die Stärke von Rita Falk und ihrem Eberhofer-Universum, fühlt man sich beim Genuss der sechs CDs wieder bestens unterhalten und schmunzelt hier und da beim Hören auch mal lauthals, unabhänigig davon, wo man sich gerade befindet. Den Umstand des Jubiläums integriert die Autorin stark in die vorliegende Geschichte, so dass man sich sicher sein kann, im nächsten Jahr wieder einen neuen Eberhofer in Händen halten zu können.

Christoph Mahnel
30.09.2019

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