Hörbücher
Sommerfeeling pur mit Valentina Cebenis "Die Zitronenschwestern"
Elettras früheste Kindheitserinnerung ist der Duft von Anisbrötchen. Ihre Mutter war eine begnadete Bäckerin, deren Köstlichkeiten direkt den Weg zum Herzen der Menschen fanden. Doch seit sie schwer erkrankt ist, steuert die Bäckerei der Familie auf den Bankrott zu. Und Elettra ist ganz auf sich allein gestellt, denn sie erfuhr nie, wer ihr Vater ist. Als sie von einer kleinen Insel im Mittelmeer hört, auf der ihre Mutter die glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht haben soll, reist sie kurz entschlossen zur Isola del Titano. Noch ahnt Elettra nicht, dass ihre Suche nach den Geheimnissen der Vergangenheit zur Suche nach ihr selbst werden könnte. Inmitten von Zitronenhainen stößt sie auf ein verlassenes Kloster, das eine alte Liebe verbirgt - und vielleicht das große Glück.
Elettra fühlt sich dort ihrer Mutter näher als im Krankenhaus. Zudem hört sie Stimmen, die nach ihr rufen, und ist sich nach dem Fund eines alten Einmachglases und Rezeptheftes von Edda sicher, dass ihre Mutter früher in dem Kloster bei den Nonnen gelebt hat. Bis zuletzt hatte sie das Kloster auch finanziell unterstützt, das jetzt keinen finanziellen Spielraum für eine Instandhaltung hat. Elettra hofft, dort auch auf Spuren ihres eigenen Vaters zu stoßen, denn ihre Mutter hat ihr nie auch nur ein Wort über ihn verraten. Auf der Insel angekommen, findet Elettra schnell Anschluss bei einer kleinen Gruppe von Frauen, die in dem ehemaligen Kloster leben. Doch das Kloster und die Inselbewohner umgeben viele Geheimnisse, und keiner ist gewillt, diese einfach so preiszugeben ...
Unterhaltung, die Frauenherzen hoch und höher schlagen lässt - ab der ersten Spielminute der Romane von Valentina Cebeni wird es hoch emotional. "Die Zitronenschwestern" verführt zu einem Hörerlebnis, wie man es sonst nur noch mit den Geschichten einer Mary Kay Andrews auf die Ohren kriegt. Mit ihren Lesungen gelingt Simone Kabst Gefühlskino auf Hollywood-Niveau. Hier verbraucht man beim Lauschen Unmengen an Taschentüchern. Mehr als acht Stunden lang fühlt man die Sonne auf der Haut und eine steife Brise um die Nase. Kabst nimmt uns mit auf eine Reise ans Mittelmeer. Außerdem wird einem ganz schwindelig von ihrer Stimme. Ein größeres Glück kann man kaum empfinden, als Simone Kabst zu lauschen. Literatur kann so schön sein, so unfassbar schön und so an-den-Lautsprecher-fesselnd. Seufz!
Mit Valentina Cebenis "Die Zitronenschwestern" kommt (italienischer) Sommer ins kalte, verregnete Deutschland. Die Lesungen von Simone Kabst ist wie ein Kurzurlaub vom Alltagsstress, wahrlich Balsam für Herz und Seele. Man möchte gar nicht mehr in die Realität zurückkehren, sondern stunden-, tagelang nur der deutschen Schauspielerin lauschen. Danke für diese Auszeit.
Susann Fleischer
28.08.2017