Romane
Ein kluger , einfühlsamer Roman über Martin Luthers Mutter und ein ganz privater Blick auf den weltberühmten Reformator
In Zeiten von Pest, Aberglaube und Ablass: 1480 wird die junge Margarethe mit dem gleichaltrigen Hans Luder vermählt. Die beiden beschließen, ihr Glück in der Grafschaft Manfeld zu versuchen. Kupfererz soll den Luthers zu Reichtum und Wohlstand verhelfen. Trotz der zunächst trostlosen Aussicht eines Lebens an der Seite eines Bergmannes ist die Ratsherrentochter drei Jahre nach ihrer Hochzeit über die Geburt von Sohn Martin sehr glücklich. Sie versucht, ihm eine gute, liebevolle Mutter zu sein. Doch Ehemann Hans sieht in seinem Sohn ein Ärgernis. Er schickt ihn erst auf die Mansfelder Stadtschule, später für ein Jahr an die Magdeburger Domschule. Dort unterrichten Martin die Brüder vom gemeinsamen Leben, eine spätmittelalterliche Erweckungsbewegung.
Als Martin sich Jahre später gegen den Willen des Vaters für ein Leben als Mönch entscheidet, ist Margarethe hin- und hergerissen zwischen Ehegehorsam und Mutterliebe. Martin tritt im Juli 1505 in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein. Hier übt er die Ordensregeln so genau und streng aus, dass er schon bald zum Diakon und wenige Wochen darauf zum Priester geweiht wird. Sein Vater, ein kirchentreuer, jedoch nicht übermäßig frommer Mann, überwirft sich mit ihm. In den Jahren der Reformation wagt Margarethe Luther einen gefährlichen Balanceakt und trifft den mittlerweile berühmt-berüchtigten Sohn heimlich. Sie kämpft für Martin, obwohl sie als seine Mutter großen Anfeindungen ausgesetzt ist und nicht alle seine Ansichten teilt ...
Ein wahres Lesefest zum 500. Reformationstag - genau das gelingt Claudia und Nadja Beinert mit "Die Mutter des Satans". Man kann gar nicht mehr aufhören mit den Lesen. Kein Wunder, denn hier erfährt man Literatur auf höchstem Niveau. Die Zwillingsschwestern beherrschen die ganz große Erzählkunst. Sie verstehen es, uns zu einem Lesevergnügen der ganz besonderen, nämlich der besonders schönen Sorte zu verführen. Ihren Worten und ihren Büchern kann man einfach nicht lange widerstehen. Die Beinerts vermögen noch mehr als das: Sie nehmen uns mit in die Familie Luther und lassen uns teilhaben am täglichen mittelalterlichen Leben, den gesellschaftlichen Sitten und Gebräuchen und dem Standesdenken sowie der Rolle der Frau zur damaligen Zeit.
Claudia und Nadja Beinert schreiben Historienschmöker, die einer Sabine Weigand absolut würdig wären. Mit den Romanen der Autorinnen unternimmt man eine Reise in vergangene Zeiten. In "Die Mutter des Satans" erwacht das Deutschland des 15./16. Jahrhunderts zu Leben. Ab dem ersten Satz zieht die Story einen so sehr in den Bann, dass man hier glatt glaubt, tatsächlich mittendrin im Geschehen zu sein. Ein selten dagewesenes Leseerlebnis, was man zwischen zwei Buchdeckeln zu finden vermag.
Susann Fleischer
20.02.2017