Romane

Der neue Historienschmöker von Eva Stachniak - abermals von Meisterhand geschrieben

In der Familie Nijinsky dreht sich alles nur um eines: ums Ballett. Als Bronislawa und Waslaw um 1900 in St. Petersburg aufwachsen, bewundern sie allabendlich ihre Eltern in der Garderobe, nervös vor den Auftritten, erhitzt und gelöst danach. Auch für die beiden Kinder ist der Weg vorgezeichnet: Sie werden an der kaiserlichen Ballettakademie aufgenommen. Und schon bald zeigt sich, dass besonders Waslaw alle anderen überflügelt. Den Geschwistern steht eine ganze Welt offen. Paris, London, später gar New York: Die beiden tanzen auf den berühmtesten Bühnen. Doch für ihren Erfolg zahlt Bronislawa einen hohen Preis. Das Training ist hart und das Privatleben leidet unter den ständigen Auftritten.

Für ihren Traum würde Bronislawa sogar ihr Beziehungsglück aufs Spiel setzen. Denn das Ballett ist ihre große, ihre einzig wahre Liebe. Bereits mit 20 Jahren kreiert sie ihre erste Choreografie. Bald darauf gründet sie eine Tanzschule in Kiew. Später arbeitet sie als erste Solistin bei den Ballets Russes und lernt die interessantesten Menschen kennen: Bakst, Picasso, Debussy, Strawinsky, Richard Strauss, Misia Sert, Man Ray, Gerald und Sarah Murphy, Max Reinhardt gehören, wenn sie nicht direkt für die Aufführungen arbeiten, zu den großen Bewunderern und gelten als Wegbereiter der modernen Kunst. Bronislawa schafft es schließlich sogar nach Hollywood. Dort nimmt ihre Karriere eine tragische Wende ...

Erzählkunst auf höchstem Niveau - Eva Stachniak bereitet ihren Lesern ein Historienerlebnis wie sonst nur noch wenige andere Schriftstellerinnen. Ihre Bücher sind definitiv das Highlight in jedem Bücherregal. Mit diesen bekommt man nämlich Unterhaltung zum Niederknien gut in die Hand. "Die Schwester des Tänzers" steckt voller Emotionen und unbändiger Fabulierlust. Die kanadische Autorin ist ohne jeden Zweifel eine Meisterin ihres Fachs, eine der ganz Großen in der Gegenwartsliteratur. Die Romane aus ihrer Feder verführen zu einem Lesegenuss ohnegleichen. Man kann diesem partout nicht widerstehen. Ab dem ersten Satz fühlt man sich so glücklich wie nur selten zuvor im Leben. Einfach nur grandios!

Es gibt kaum ein schöneres Geschenk für den Leser als die Geschichten von Eva Stachniak. Nach "Der Winterpalast" und "Die Zarin der Nacht" entführt sie uns mit "Die Schwester des Tänzers" in die Welt des Balletts. Während der Lektüre entsteht Satz für Satz ein Kinofilm à la Hollywood. Man sieht vor dem inneren Auge Bronislawa Nijinska tanzen und fühlt sich nach der letzten Seite regelrecht schwindelig. So etwas vermag einzig und allein Stachniak.

Susann Fleischer
19.12.2016

 
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Das Buch:

Eva Stachniak: Die Schwester des Tänzers. Aus dem Englischen von Peter Knecht

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Berlin: Insel Verlag 2016
570 S., € 15,95
ISBN: 978-3-458-36178-7

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